Urlaubsziele: Spanien überholt die USA
Tourismus. Das Geschäft mit Sonne und Meer ist zum größten Wirtschaftszweig des verschuldeten Landes geworden.
Knapp 82 Millionen ausländische Urlauber wurden im Vorjahr in Spanien gezählt. Damit überholt es die USA (77 Mio. Gäste). Frankreich liegt auf Platz eins (88 Mio.), Spanien auf Platz zwei, und dahinter folgen die USA.
„Wir sind eine Weltmacht in Sachen Tourismus“, freut sich Spaniens Regierungschef, Mariano Rajoy. Die Zahlen geben ihm recht. Mit knapp 82 Millionen ausländischen Urlaubern im vergangenen Jahr schob sich das spanische Königreich auf Platz zwei der weltweit beliebtesten Reiseziele. Unter dem Strich seien 2017 insgesamt neun Prozent mehr Urlauber als 2016 gekommen, teilte Spaniens Statistikamt INE nun mit.
Eine stolze Bilanz für die Spanier, für die der boomende Tourismus zum wichtigsten Wirtschaftsstandbein der Nation geworden ist. Zwölf Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts werden bereits durch das Urlaubsgeschäft erwirtschaftet – und es ist kein Ende dieses Hochs in Sicht: Sonne, Strand und die reichhaltige iberische Kultur ziehen jedes Jahr immer mehr Menschen an.
Nur Frankreich mit annähernd 88 Millionen Besuchern ist noch beliebter. Doch wenn Spaniens touristische Entwicklung weiterhin so große Sprünge macht, könnte sich auch dies noch ändern. „Spanien kann auf 100 Millionen Urlauber im Jahr kommen“, prophezeite Zurab Pololikashvili, der Generalsekretär der Welttourismusorganisation.
Mit dem neuen Feriengästerekord verdrängte Spanien sogar die Tourismusgroßmacht USA auf Platz drei der globalen Rangliste. Die US-Regierung legte zwar noch keine abschließende Statistik für 2017 vor. Doch Washington bestätigt schon die Tendenz – und diese ist negativ. Insofern weiß man, dass die Urlauberzahl in den USA 2017 hinter der des Vorjahrs zurückgeblieben ist, als noch knapp 77 Mio. Besucher gekommen sind.
Das kräftige Urlauberplus in Spanien lässt die Kassen klingeln: 87 Milliarden Euro gaben die ausländischen Touristen 2017 im Land aus, rechneten die Statistiker aus. Das sind üppige zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Die Hoteliers und Gastronomen reiben sich die Hände. Auch für den hoch verschuldeten Staat ist dies ein Segen. Denn die Steuereinnahmen sprudeln, wenn es Spaniens Wirtschaft, die 2017 um 3,1 Prozent gewachsen ist, besser geht.
Brexit hält Briten nicht fern
Auffallend ist, dass die Briten seit Jahren die Liste der Spanien-Urlauber anführen. Daran hat weder die Brexit-Entscheidung noch die Abwertung des britischen Pfunds, die den Urlaub für die Briten teurer macht, etwas geändert. Knapp ein Viertel aller Spanien-Besucher kommt aus Großbritannien.
Mit großem Abstand folgen die Deutschen, die immerhin noch knapp 15 Prozent der Urlauber stellen. Nur auf Mallorca geben die Deutschen wie keine andere Nation den Ton an. Mehr als 40 Prozent aller Mallorca-Touristen kommen aus „Alemania“.
Während die Besucherzahl aus Großbritannien und Deutschland eher moderat wächst, schwillt der Strom der Reisenden aus einigen anderen Ländern im zweistelligen Prozentbereich an: Aus den USA kamen 2017 32 Prozent mehr Touristen nach Spanien, aus der Schweiz 21 Prozent, und auch bei den Russen verzeichnete man ein Plus von 14 Prozent.
Mehr als 8000 Kilometer Küste, durchschnittlich 300 Sonnentage, 46 Monumente und Altstädte, die zum Weltkulturerbe gehören – dies sind starke Argumente, die offenbar in der Reisewelt nicht ohne Eindruck geblieben sind.
Aber da ist noch etwas anderes, stellte Spaniens König Felipe dieser Tage fest: Die Spanier seien einfach ein nettes Volk. „Wir sind“, meinte Felipe, „offene, freundliche und einladende Menschen, die gern ihre Leidenschaft für das Leben teilen.“