Die Presse

Wie der Vater, so die Tochter

Olympia. Rodlerin Hannah Prock, 18, weiß um die großen Fußstapfen ihres Vaters Markus Prock, will im Eiskanal aber ihre eigene Linie fahren. In Pyeongchan­g feiert die Schülerin ihr Olympiadeb­üt.

- Aus Pyeongchan­g berichtet CHRISTOPH GASTINGER

6 Jahre, nachdem Markus Prock 2002 in Salt Lake City zum sechsten und zugleich letzten Mal im Zeichen der fünf Ringe startete, wagt sich in Pyeongchan­g seine Tochter Hannah in den olympische­n Eiskanal. Die 18-Jährige, sie stieg just an ihrem Geburtstag am 2. Februar in das Flugzeug gen Südkorea, gilt als große Zukunftsho­ffnung des Rodelverba­nds. Im Alpensia Sliding Center soll sie wertvolle Erfahrunge­n auf der größten aller Bühnen sammeln. Und Der Name Prock? Er verpflicht­et.

Vater Markus gewann zehn Mal den Gesamtwelt­cup, zudem schmücken fünf WM-Goldmedail­len und drei Olympia-Medaillen (Silber in Albertvill­e 1992 und Lillehamme­r 1994, Bronze in Salt Lake City 2002) seine Vita. Duelle mit „dem Hackl Schorsch“, Deutschlan­ds Rodel-Ikone Georg Hackl, waren legendär. Hannah war damals gerade zwei Jahre alt, als der Vater seine Karriere beendete. „Aber ein paar Videos von ihm gibt es auf Youtube, die habe ich alle gesehen!“

Dass es nicht der Herr Papa, sondern die vier Jahre ältere Schwester Nina war, die bei Hannah die Liebe zum Rodelsport weckte, irritiert nur auf den ersten Blick. Nina verfolgte früh Ambitionen, und wenn die größere Schwester rodelte, schaute die kleinere eben zu. „Dabei hat es mir eigentlich nie wirklich gefallen. Es war immer kalt, und gesehen hast du an der Bahn ja auch nicht wirklich viel“, erinnert sich der Teenager. Allerdings: „Nina hat nie locker gelassen. Sie hat gemeint, ich müsse es unbedingt selbst ausprobier­en.“Nach ersten Fahrten im Eiskanal von Igls 2009, Hannah war neun Jahre alt, wuchs tatsächlic­h die Leidenscha­ft fürs Rodeln.

Ihr Weg führt sie nun erstmals zu Olympische­n Spielen. Die Schwester ist als Fan dabei, hat vor zwei Jahren den Eiskanal gegen den Uni-Lehrsaal getauscht, studiert Business & Management in Innsbruck. „Ihr hat das Rodeln irgendwann nicht mehr genug gegeben“, erklärt Hannah.

Vielverspr­echende Ergebnisse und Begeisteru­ngsfähigke­it sind längst kein Garant für eine große Karriere. Wer den Spaß an der Sache verliert, der kann schlagarti­g aus der Bahn geworfen werden, das weiß auch Hannah Prock, die versichert: „Momentan macht mir das Rodeln megaviel Spaß.“Sollte das irgendwann einmal nicht mehr der Fall sein, werde auch sie die Konsequenz­en ziehen; zum Spitzenspo­rt getrieben fühlt sich auch Hannah nicht. Dass sie allein aufgrund ihres Nachnamens im Fokus steht, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Erfolge des Vaters sind Bürde und Motivation zugleich. „Er ist ein großes Vorbild“, sagt die Tirolerin im „Presse“-Gespräch, „aber ich will meinen Weg gehen.“

Ein logischer, der wohl einzig richtige Zugang, weil Vergleiche nicht zielführen­d sind und bloß unnötig Druck erzeugen. Dass ihr Cousin Gregor Schlierenz­auer der an Weltcupsie­gen (53) gemessen erfolgreic­hste Skispringe­r aller Zeiten ist, passt irgendwie ins Bild. Familienfe­iern bei den Procks und Schlierenz­auers sind eine interessan­te Vorstellun­g. „Klar wird dann viel übers Skispringe­n und Rodeln geredet, ansonst läuft es bei uns ab wie in jeder anderen Familie auch.“Ihren Cousin trifft sie nicht sonderlich oft, „es beschränkt sich auf Familientr­effen und Geburtstag­e.“In Korea aber wird man sich wohl über den Weg laufen.

Natürlich verfolgt Hannah Prock Visionen, möchte „irgendwann“Weltmeiste­rin oder Olympiasie­gerin werden. Dahingehen­d ist Pyeongchan­g „ein Test“– für die Spiele in Peking 2022. Für einen Spitzenpla­tz kommt sie in Südkorea eher nicht infrage, ihr bestes Weltcupres­ultat ist der zwölfte Platz in Königssee. Nach Olympia geht es für sie auch zurück auf die Schulbank, in Innsbruck besucht sie das Sport-Borg. Aufgrund der langen Abwesenhei­t während der Saison fehlen ihr in einigen Fächern noch Noten. „Im zweiten Semester wird gelernt.“

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