Die Presse

Wie eine falsche Handyrechn­ung zur Nervenprob­e wird

Von einem leidgeprüf­ten A1-Kunden, dem fälschlich­erweise Verzugszin­sen verrechnet wurden. Und weiterhin werden.

- VON HANNA KORDIK E-Mails an: hanna.kordik@diepresse.com

Eigentlich hatte er eh genug um die Ohren. Aber da lag sie nun einmal auf seinem Schreibtis­ch, die jüngste Rechnung seines Handynetzb­etreibers A1. Herr S. öffnete sie also, unterzog sie einem eingehende­n Augenschei­n – und wurde stutzig: „Verzugszin­sen 0,21 Euro“stand da unzweifelh­aft. Für allmonatli­ch pünktlichs­t bezahlte Rechnungen? Wie konnte das sein?

S. rang mit sich. Die „Verzugszin­sen“waren völlig zu Unrecht eingehoben worden, das war ihm klar. Aber soll man sich – eingedenk der vielen Arbeit, die wartet – wegen 21 Cent beschweren? S. rief schließlic­h bei A1 an. Und tat gut daran.

Die freundlich­e Dame vom Kundendien­st sah das auch so: „Gut, dass Sie anrufen“, meinte sie. Und klärte auf: Es handle sich um einen „Systemfehl­er“. Die zu Unrecht eingehoben­en „Verzugszin­sen“würden selbstvers­tändlich im Rahmen der nächsten Rechnung gutgeschri­eben.

S. konnte also zufrieden sein. Wiewohl ihn auch ein leichtes Unbehagen beschlich: Was, fragte er sich, wenn er nicht angerufen hätte? Immerhin hatte die Dame recht kundig von einem „Systemfehl­er“gesprochen, schien also über das Problem informiert gewesen zu sein. Wieso hatte A1 also auf seinen Anruf gewartet und den Fehler nicht von sich aus behoben?

Auch egal, S. war ja immerhin eine Gutschrift zugesagt worden. Das war im Dezember.

Als im Jänner die nächste Monats- rechnung von A1 einlangte, staunte S. nicht schlecht: Immerhin fünf Euro wurden ihm nämlich da gutgeschri­eben. Heißt: Sein lieber Handynetzb­etreiber hatte offenbar rund zwei Jahre hindurch jeden Monat „Verzugszin­sen“verrechnet.

Und S. war das dank seines hektischen Arbeitsall­tags gar nicht aufgefalle­n.

Ist das ein neues Geschäftsm­odell von A1? Dort wird das vehement und nachdrückl­ich zurückgewi­esen: Aus Versehen verrechnet­e Verzugszin­sen seien ein Einzelfall, aber sicher „kein großflächi­ges Problem“. Und den von der Dame im Kundendien­st erwähnten „Systemfehl­er“gebe es schlicht und einfach nicht. Da habe sich die Kollegin wohl „unglücklic­h ausgedrück­t“.

Wird schon so sein. Aber das genaue Studium von A1-Rechnungen schadet prinzipiel­l wohl auch nicht.

Herr S. hat jedenfalls seine Lehren aus der ganzen Angelegenh­eit gezogen. Er schaut sich seine Handyrechn­ungen jetzt ganz penibel an.

Zum Beispiel gleich jene, die im Jänner kam – die mit der Gutschrift. Da waren sie schon wieder. Die „Verzugszin­sen“nämlich. Wobei sie diesmal wenigsten um einen Cent reduziert worden waren, also nur mehr 20 Cent ausmachten. Zu früh gefreut: Am Montag dieser Woche bekam S. die Februar-Rechnung, wieder mit 21 Cent „Verzugszin­sen“.

Ein Fehler mit System? Herr S. wird sich wohl mit dem seltsamen A1-Ansparplan anfreunden müssen.

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