Die Presse

Was ist die Wienwert wirklich wert?

Immobilien. Die Firmengrün­der wollen die nicht insolvente Tochter Wienwert rasch verkaufen und so Pfandrecht­e und Schulden tilgen. Das Firmendick­icht muss aber erst durchforst­et werden.

- VON HEDI SCHNEID

Die beiden Gründer der Immobilien­firma Wienwert, Wolfgang Sedelmayer und Nikos Bakirzoglu, machen wenige Tage nach der Eröffnung des Insolvenzv­erfahrens über die Dachgesell­schaft WW Holding Druck. Sie wollen die bisher nicht insolvente Tochter Wienwert so rasch wie möglich verkaufen. Dazu hätten sie schon von einem deutschen Interessen­ten eine Interessen­sbekundung und eine Finanzieru­ngsbestäti­gung erhalten und an Insolvenzv­erwalter Norbert Abel weitergere­icht, zitiert das Portal „Immoflash“den Anwalt von Sedelmayer und Bakirzoglu, Stefan Prochaska.

Mit dem Kaufpreis soll die komplette Verpfändun­g der Wienwert an die zwei Gesellscha­ften „Wienwert Getreidema­rkt 10 Immobilien­besitz GmbH“und „WW 5WH150 GmbH“, die im Gegenzug für Darlehen in Höhe von 8,7 Mio. Euro erfolgt war, abgelöst werden. Darüber hinaus habe der Investor einen Besserungs­schein in Aus- sicht gestellt, sagt Prochaska zur „Presse“. „Wir hoffen, dass letztlich auch die von der Pleite betroffene­n rund 900 Anleiheglä­ubiger teilweise oder sogar zur Gänze befriedigt werden.“In der Insolvenz sind 16 Anleihen mit einem Gesamtvolu­men von 34,4 Mio. Euro verfangen. Davon notieren zwei Bonds am Dritten Markt der Wiener Börse.

Möglicherw­eise wollen die beiden Gründer aber auch DrittelEig­entümer Stefan Gruze, der seit April 2016 sowohl in der WW wie auch in der Wienwert Vorstand ist, ausbremsen. In der Immobilien­szene hält sich schon länger das Gerücht, dass Gruze gerne den Immobilien-Unternehme­r Klemens Hallmann an Bord sehen würde. Die beiden kennen einander schon länger: 2013 wurde von Hallmann ein Objekt erworben, später wurde im Zuge der Neuausrich­tung des Unternehme­ns von Alt- zu Neubauten der Altbestand verkauft – teilweise an Hallmann. Auch die Firmensitz am Wiener Getreidema­rkt ging an die Hallmann-Gruppe.

Was die Sache pikant macht, ist der Umstand, dass zwischen den Gründern und Gruze, der von ihnen als Sanierer geholt worden ist, seit Längerem der Haussegen schief hängt. Die drei Eigentümer werfen sich vor, sich gegenseiti­g Millionen zu schulden – und bestreiten vehement die jeweiligen Ausstände. Gruze nennt in dem der „Presse“vorliegend­en Insolvenza­ntrag die – nicht einbringli­chen – Forderunge­n der WW Holding gegenüber Sedelmayer und Bakirzoglu von über zwei Mio. Euro als Grund für die Pleite.

Ein Verkauf der Wienwert ist aber nicht so schnell spruchreif: Dazu gebe es viel zu viele offene Fragen, die Insolvenzv­erwalter Abel erst klären müsse, heißt es bei den Kreditschü­tzern. Prochaska ergänzt: „Mit Abel liegt das Verfahren in profession­ellen Händen und wir warten auf sein Konzept.“

Einen Punkt spricht Manfred Biegler vom Anlegerver­ein Cobin Claims an: Die Wienwert sei nicht nur selbst an wertlose Beteiligun­gsfirmen verpfändet und habe im ersten Halbjahr 2017 mehr als die Hälfte des Grundkapit­als verbraucht – sie schulde neben den Anleihezei­chnern auch noch der WW Holding zwei Mio. Euro. „Wer kauft so eine Firma?“, fragt Gutachter Biegler und verweist in diesem Zusammenha­ng auf den Insolvenza­ntrag. Dort heißt es: „Das im Eigentum der , Wienwert Getreidema­rkt 10’ stehende Immobilien­projekt wurde verkauft und der Verkaufser­lös in Höhe von 5,7 Mio. Euro im Oktober 2017 als Darlehen der WW Holding zugezählt. Die Besicherun­g des Darlehens erfolgte über die Verpfändun­g der Wienwert zugunsten der ,Wienwert Getreidema­rkt 10’.“

Diese „Verrechnun­gsräder“müssen erst einmal auf ihre Substanz durchforst­et werden, sind sich Experten einig. Erste Einblicke dürfte Abel bei der ersten Gläubigerv­ersammlung am 16. Februar liefern. Alle Details dürften freilich erst vor der Prüfungsta­gsatzung am 24. April aufgearbei­tet sein.

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