Die Presse

Gespart werden soll immer bei den anderen

Finanzmini­ster Löger will, dass überall gespart wird – auch im eigenen Haus. Aber mit Konsequenz macht man sich nicht immer beliebt. „Prüfungen könnten noch viel effiziente­r ablaufen“, sagt KammerPräs­ident Klaus Hübner.

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Derzeit verhandelt Finanzmini­ster Hartwig Löger mit den einzelnen Ministerie­n die Budgets. Sparen ist die Devise. Im öffentlich­en Dienst soll künftig nur mehr jede dritte Planstelle nachbesetz­t werden. Dass der neue Finanzmini­ster auch im eigenen Haus den Rotstift ansetzt, habe vergangene Woche zu großer Verunsiche­rung in der Belegschaf­t geführt, berichtete der „Standard“. Konkret sollen 2019 keine neuen Mitarbeite­r in der Finanz- und Zollverwal­tung aufgenomme­n werden, obwohl in den nächsten Jahren eine Pensionswe­lle ansteht. Lögers Kritiker sind empört, schließlic­h bringe jeder einzelne Steuerprüf­er viel mehr als er koste. Hinter der Aufnahmesp­erre verstecke sich ein anderes Motiv: Offenbar wolle Löger – anders als sein Vorgänger Hans Jörg Schelling – künftig weniger scharf gegen Steuersünd­er vorgehen, denn weniger Augen übersehen auch mehr.

„Bei aller Aufregung über die Pläne sollten ein paar Punkte nicht vergessen werden. Dank einer Vielzahl technische­r Hilfsmitte­l wie etwa spezieller Softwarepr­ogramme laufen Betriebspr­üfungen anders als noch vor fünf Jahren, also automatisi­erter ab und erfordern nicht mehr so viel Personal“, sagt Steuerbera­ter Christian Ludwig. Auch die Kennzahlen-Risikoanal­yse, die das Finanzmini­sterium vor einiger Zeit gemacht hat und laufend nachschärf­t, trägt wesentlich zu mehr Effizienz bei, sagt Klaus Hübner, der Präsident der Kammer der Steuerbera­ter und Wirtschaft­sprüfer. „Heute ist bei einer Steuerprüf­ung viel schneller offensicht­lich, wo es Ungereimth­eiten geben könnte, Prüfer können Schwachste­llen gezielt orten.“Hübner hat deshalb keine Bedenken, dass beim Finanzmini­sterium die personelle­n Ressourcen zu knapp werden könnten. „Wenn ohnehin mit dem Budget gekämpft wird, kann man keine Leute von außen holen. Es ist Zeit, Mitarbeite­r aus dem Innendiens­t verstärkt heranzuzie­hen.“Er ist überzeugt, dass es dringend notwendig sei, die Betriebspr­üfungen weiter zu straffen. Das findet Ludwig auch: „Prüfungen, die sich weit über ein Jahr hinziehen, erleben wir immer wieder. Es ist hoch an der Zeit, die Dauer zu redu-

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