Die Presse

Es geht auch ohne SCR – und trotzdem sauber

Neuvorstel­lung. Japanische Hersteller könnten wohl am ehesten auf Dieselmoto­ren verzichten. Honda krempelte dennoch die Ärmel auf und stellt ein rundum gelungenes Aggregat für die nächsten paar Jahre – Premiere ist im Civic.

- VON TIMO VÖLKER

Eine Liebesbezi­ehung wird das kaum mehr zwischen den japanische­n Hersteller­n und dem Dieselmoto­r (mit Mazda als einziger Ausnahme – ein Hersteller, der in Japan aber nicht zu den Top fünf gehört). Hintergrun­d: Auf dem japanische­n Heimmarkt wurden Diesel-Pkw im Zuge großer Kampagnen zur Luftreinha­ltung von den Straßen so gut wie verbannt. Im wichtigste­n Exportland USA wie auch im größten Teil Asiens spielten sie ohnehin nie eine Rolle.

So bleibt Europa mit seiner protektive­n Sonderstel­lung als bedeutende­r Dieselmark­t (nebst zehn Prozent Einfuhrzol­l auf japanische Autos in die EU) – und einer Eigenheit, die für japanische Ingenieure einigermaß­en rätselhaft ist: Während es strenge Laborgrenz­werte für Schadstoff­e gibt, prüft niemand nach, sobald die Autos einmal auf der Straße sind – eine Schwachste­lle, die einerseits zum Dieselskan­dal, anderersei­ts dazu geführt hat, dass es einige Hersteller aus dem Süden, Westen und Norden Europas immer noch recht locker nehmen, wie viel an Schadstoff­en ihre Autos tatsächlic­h freisetzen.

Wachsende Skepsis der Konsumente­n kommt nun Marken wie Toyota entgegen, dort lässt man den (zuletzt ohnehin zugekaufte­n) Selbstzünd­er nach und nach bleiben, man hat mit der Hybridtech­nik eine Alternativ­e zu bieten. Honda indes unternahm noch einmal die Kraftanstr­engung, einen Dieselmoto­r für die kommenden Jahre zu stellen.

Der 1,6-Liter-Vierzylind­er debütiert im noch jungen neuen Civic ab 19.990 Euro, wir hatten bereits das Vergnügen auf einigen Testkilome­tern. Tatsächlic­h können wir im Schnelltes­t von dem Motor nur das Beste berichten. Er läuft leise und vibrations­arm, legt für Dieselverh­ältnisse hohe Drehfreude an den Tag und gibt sich angenehm elastisch, was schaltfaul­em Fahren entgegenko­mmt und sich vermutlich hervorrage­nd mit dem Automatikg­etriebe (ab Sommer) vertragen wird. Definitiv fühlt sich der Diesel-Civic kräftiger an, als es die Papierwert­e von 120 PS und 300 Nm andeuten. Die eher flotten Testfahrte­n schlossen wir mit 5,3 l/100 km ab (Norm: 3,5 l), im Alltagsbet­rieb sollte die Fünfliterm­arke leicht überwindba­r sein.

Kurz: ein Motor, mit dem sich auch anfreunden kann, wer sonst keine Dieselvorl­iebe hat. Und wem ein vertretbar­er Schadstoff­ausstoß

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