Alles eine Frage der Logik
Porträt. Für sein Business-Software-Haus BMD baut Ferdinand Wieser ein neues Büro, das alle Stücke für die Mitarbeiter spielen soll. Denn Software-Entwickler sind gefragte Arbeitskräfte.
Vom papierlosen Büro ist schon lang die Rede. Seit 2008 arbeite auch sein Unternehmen daran, Lösungen anzubieten, um die Papier- und Aktenstapel auf den Schreibtischen der Vergangenheit angehören zu lassen, sagt BMD-Chef Ferdinand Wieser. „Doch der Durchdringungsgrad liegt aber erst 20 bis 25 Prozent. In vielen Unternehmen werden Daten teilweise immer noch händisch eingegeben.“Das koste nicht nur Zeit und Geld, sondern sei auch höchst fehlerträchtig.
Buchhalter etwa, so lautet die Prognose, werden im papierlosen Büro keine Buchungen mehr vornehmen – sie seien voll automatisiert. Ihre Aufgabe sei dann vielmehr, zu steuern und zu kontrollieren. Noch vor fünf Jahren habe BMD seine eigenen 80.000 Rechnungen ausgedruckt und händisch bearbeitet. Heute würden 75.000 davon elektronisch verarbeitet.
Wieser leitet seit mehr als 35 Jahren das Business-SoftwareHaus BMD mit Hauptsitz im oberösterreichischen Steyr. 1972 kam er als Programmierer ins Unternehmen, 1981 übernahm er die Geschäftsführung. Heute betreut er als einer der Gesellschafter mit seinen 470 Mitarbeitern rund 27.000 Kunden im D-A-C-H-Raum, in Tschechien, Ungarn und der Slowakei – mehrheitlich Unternehmen, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.
Software, sagt Wieser, solle Lösungen für Unternehmen bringen. Da hat sie im Zeitalter von Business 4.0 jede Menge zu tun: Automatisieren, interpretieren, archivieren, das seien die großen Schritte, die im Rahmen der Digitalisierung für alle Unternehmen zu gehen seien. Denn schließlich hätten die Kunden den Wunsch, ihr „gesamtes Unternehmen auf dem Smartphone abrufbar zu haben“, sagt Wieser.
Der physische Arbeitsplatz bekommt also eine andere Bedeutung. Das wird bei BMD in vielerlei Hinsicht deutlich. Einerseits ist ihm wichtig, dass seine Mitarbeiter an den eigenen Standorten arbeiten. Denn es gebe angesichts der laufenden gesetzlichen Änderungen, die von der Software abgebildet werden müssen, hohen Kommunikationsbedarf. (Stichwort Datenschutz-Grundverordnung: „Wir verdienen nichts daran, weil wir ja Wartungsverträge mit unseren Kunden haben.“) „Businesssoftware ist anspruchsvoll“, sagt Wieser, anders als die Arbeit an einer App-Software sei die Produktion nicht nach Indien oder in den Osten auslagerbar.
Andererseits wird im neuen Bürogebäude, das derzeit in Steyr errichtet werde, nicht jeder Mitarbeiter seinen eigenen, fixen Arbeitsplatz haben. Vielmehr werde es „tätigkeitsorientierte Arbeitsplätze geben“, sagt Wieser. Solche, die die Bedürfnisse der Mitarbeiter optimal befriedigen. So gibt es etwa die Desk Area, eine beruhigte Umgebung im Großraumbüro, den Silent Room, in dem Telefonverbot herrscht, für hoch konzen- trierte Arbeiten, die Telefonzone, in der die Hotlinemitarbeiter ihre Plätze haben, die Call-Focus-Boxen, in denen abgeschirmt und ungestört telefoniert werden kann, und die Informals, Zonen für kurze Stehungen.
Das neue Büro solle auch ein Beitrag dazu sein, gute Mitarbeiter anzuziehen und zu halten. „Denn Kontinuität in der Software-Entwicklung ist wichtig“, sagt Wieser, immerhin sei jedes Produkt eine ei-
(66) startete seine Berufslaufbahn als Programmierer bei der Firma Burgholzer in Steyr. 1972 trat er dann als solcher in die damalige BMD, mit Firmensitz in Neuzeug, ein. Wieser wurde 1981 zum Geschäftsführer der BMD bestellt, die er seit mehr als 35 Jahren leitet und als Gesellschafter zum Business-Software-Haus weiterentwickelte. Zu den rund 27.000 Kunden im D-A-C-H-Raum, in Tschechien, Ungarn und der Slowakei zählen Unternehmen, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. gene Gedankenwelt. Und: Er setzt auf Mitarbeiter aus der Region, investiert in deren Ausbildung, da ist der Wunsch nach langfristiger Zusammenarbeit nur zu verständlich. Allerdings, sagt Wieser, „in Zeiten, in denen es wirtschaftlich aufwärtsgeht, sind Entwickler gefragt, aber der Markt ist leer.“Zu wenige junge Menschen würden sich für den Bereich interessieren. Vielleicht weil es ein Knochenjob sei, wie er aus eigener Erfahrung weiß, doch der Job sei „interessant, weil er immer etwas Neues bringt“.
Es gebe zu wenige Frauen, die sich für Software-Entwicklung interessierten. „Da gehört Werbung gemacht.“Software nicht als etwas Technisches hingestellt. „Das hat mit Technik nichts zu tun, sondern mit Logik.“Diese Jobs seien für Frauen prädestiniert („Die besten Entwickler sind Frauen“), auch weil man sie von zu Hause aus machen könne und keinen Karriereknick fürchten müsse.