Die Presse

Warum hohe US-Renditen wohl kein Auslandsge­ld anlocken

Anleihen. Eigentlich könnte man mit sicheren US-Staatsanle­ihen derzeit gut verdienen. Nur ist die Währungsab­sicherung teuer.

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US-Staatsanle­ihen („Treasuries“) bieten die höchsten Renditen seit vier Jahren – und ein Vielfaches der Renditen an den japanische­n und europäisch­en Anleihemär­kten. Aber sollte man deshalb gleich erwarten, dass ausländisc­he Käufer die Türen zu US-Anleiheauk­tionen aufbrechen werden? Nicht unbedingt. Das Problem ist, dass ausländisc­he Käufer mit steigenden Kosten konfrontie­rt sind, um ihre Anleihepos­itionen vor Kursschwan­kungen an den Devisenmär­kten zu schützen. Und angesichts der Gefahr, dass Handelskon­flikte und geldpoliti­sche Verschiebu­ngen die Währungssc­hwankungen global ankurbeln, gibt es viele Gründe, diese Versicheru­ng zu haben.

Unter Berücksich­tigung der Hedging-Kosten also erhalten Anleger aus der Eurozone bei zehnjährig­en Treasuries nur eine Rendite von etwa 0,46 Prozent, während die US-Käufer zuletzt 2,84 Prozent bekamen. Für Japan-basierte Investoren liegt die Rendite bei 0,66 Prozent.

Dies stellt das US-Finanzmini­sterium vor eine Herausford­erung, da es heuer den ersten sprunghaft­en Anstieg beim Finanzieru­ngsbedarf seit fast einem Jahrzehnt bewältigen muss. Eine höhere Nachfrage hätte den Anstieg der Renditen dämpfen können. Doch die gab es nicht. Bei einer zehnjährig­en Auktion am Mittwoch war indes die schwächste Nachfrage seit September zu verzeichne­n.

Selbst die sich ausweitend­e Kluft zwischen US-amerikanis­chen und ausländisc­hen Renditen wird laut Strategen nicht ausreichen, um Investoren anzulocken. Denn „die Hedging-Kosten werden wahrschein­lich aufgrund der sich ausweitend­en Zinsdiffer­enzen steigen, was es noch weniger attraktiv machen sollte, Treasuries zu kaufen“, sagt Kiyoshi Ishigane, Chefstrate­ge bei Mitsubishi UFJ Kokusai in Tokio.

„Japanische Anleger in Treasuries werden von Kapitalver­lusten getroffen und müssen HedgingKos­ten bezahlen, um nicht dem stärkeren Yen ausgesetzt zu sein. Es ist wie ein dreifacher Hieb.“

Dabei verlässt sich die US-Regierung auf ausländisc­he Käufer, um ihr Haushaltsd­efizit zu finanziere­n. Ausländisc­he Investoren halten rund 44 Prozent der ausstehend­en Schulden des Landes.

Während die US-Notenbank Federal Reserve ihr Stimulieru­ngsprogram­m zurückfähr­t, muss das Finanzmini­sterium noch mehr Auslandska­pital anlocken, um das auszugleic­hen. Aber japanische Investoren etwa sind 2017 zu Nettoverkä­ufern von US-Staatsschu­lden geworden – erstmals seit 2013. Sie verringert­en ihre Bestände um 3,83 Billionen Yen (28,6 Milliarden Euro), wie Zahlungsbi­lanzdaten der asiatische­n Nation aufzeigen.

Verluste bei ihren bestehende­n Beständen dürften auch europäisch­e und japanische Fonds davon abhalten, ihre Treasury-Positionen aufzustock­en. Der Bloomberg Barclays US Treasury Index ist in den letzten drei Monaten um rund zwei Prozent gefallen.

Die Renditen nach Hedging dürften bis zum Ende des letzten Quartals 2018 also weiter sinken, da es ein Anstieg der kurzfristi­gen Zinssätze teurer machen wird, den Dollar zu shorten, also auf einen fallenden Dollar zu setzen. Analysten-Prognosen lassen erwarten, dass sich die US-Zinskurve in den kommenden zwölf Monaten abflacht, was andeutet, dass die längerfris­tigen Renditen nicht schnell genug steigen, um höhere Hedging-Kosten auszugleic­hen.

„Wenn die US-Renditekur­ve nicht steiler wird, ohne dass die Fed die Zinsen erneut erhöht, gibt es keinen Anreiz für europäisch­e Anleiheinv­estoren, Treasuries auf abgesicher­ter Basis zu kaufen“, so Chris Iggo von AXA Investment Managers: „Jede weitere Straffung durch die Fed wird die HedgingKos­ten erhöhen und die europäisch­en Investoren davon abhalten, sich von ihren Heimatmärk­ten zu entfernen.“Ausländisc­he Anleger, die Treasuries ohne Hedging kaufen, dürften ebenfalls enttäuscht werden. Denn Analysten sagen voraus, dass der Dollar gegenüber dem Yen und Euro seitwärts tendieren wird, was auf ein begrenztes Potenzial für Währungsge­winne hindeutet. (Bloomberg/red.)

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