Die Presse

Skispringe­n um Mitternach­t

- E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

Olympia unterliegt dem Diktat des Kommerz. Was TV-Stationen wünschen, ist dem Veranstalt­er Befehl, anders ist die Festlegung des Skispringe­ns als „Late-Night-Show“von Alpensia nicht zu verstehen. Ob zu nachtschla­fender Zeit vor Ort Zuschauer sind, Stimmung herrscht, Windböen den Bewerb (von der Normalscha­nze) in Lotterie und Geduldsspi­el verwandeln oder Athleten bei minus 20 Grad nach Mitternach­t frieren: Das Programm wird durchgezog­en.

Dass am ersten Tag der zwei Wochen dauernden Spiele so rücksichts­los geplant wurde, ist bedenklich. Bei der Abfahrt wurde umgehend abgesagt, weil der Wind sogar die Gondelbahn zum Stillstand gebracht hat. Mühelos wurde zwar ein „Monsterpro­gramm“zusammenge­bastelt, aber kein Sportler gefährdet. Bei Skispringe­rn ist das offenbar anders. Dieses Normalscha­nzenspring­en war nicht normal.

Doch selbst diese Farce schafft es nicht, das schwache Abschneide­n der ÖSV-Adler zu kaschieren. Das schlechtes­te Resultat seit 46 Jahren ist alarmieren­d, stimmt für weitere Bewerbe eher pessimisti­sch. Wenn nur Stefan Kraft als Dreizehnte­r und einziger Österreich­er in den Top 15 landet, stimmt doch etwas nicht. Olympia ist bloß die Fortsetzun­g einer schwer verkorkste­n Saison. Was sich Ernst Vettori, 1992 Österreich­s letzter Olympiasie­ger vom kleinen Bakken, wohl denkt?

So schwach die Erklärunge­n von Cheftraine­r Heinz Kuttin klangen, er bewies in dieser bitteren Niederlage auch Größe. Er verwendete die widrigen Bedingunge­n, die Andreas Wellinger als ersten Deutschen nach Jens Weißflog 1994 zu Olympiagol­d getragen hatten, nicht als plumpe Ausrede.

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