Skispringen um Mitternacht
Olympia unterliegt dem Diktat des Kommerz. Was TV-Stationen wünschen, ist dem Veranstalter Befehl, anders ist die Festlegung des Skispringens als „Late-Night-Show“von Alpensia nicht zu verstehen. Ob zu nachtschlafender Zeit vor Ort Zuschauer sind, Stimmung herrscht, Windböen den Bewerb (von der Normalschanze) in Lotterie und Geduldsspiel verwandeln oder Athleten bei minus 20 Grad nach Mitternacht frieren: Das Programm wird durchgezogen.
Dass am ersten Tag der zwei Wochen dauernden Spiele so rücksichtslos geplant wurde, ist bedenklich. Bei der Abfahrt wurde umgehend abgesagt, weil der Wind sogar die Gondelbahn zum Stillstand gebracht hat. Mühelos wurde zwar ein „Monsterprogramm“zusammengebastelt, aber kein Sportler gefährdet. Bei Skispringern ist das offenbar anders. Dieses Normalschanzenspringen war nicht normal.
Doch selbst diese Farce schafft es nicht, das schwache Abschneiden der ÖSV-Adler zu kaschieren. Das schlechteste Resultat seit 46 Jahren ist alarmierend, stimmt für weitere Bewerbe eher pessimistisch. Wenn nur Stefan Kraft als Dreizehnter und einziger Österreicher in den Top 15 landet, stimmt doch etwas nicht. Olympia ist bloß die Fortsetzung einer schwer verkorksten Saison. Was sich Ernst Vettori, 1992 Österreichs letzter Olympiasieger vom kleinen Bakken, wohl denkt?
So schwach die Erklärungen von Cheftrainer Heinz Kuttin klangen, er bewies in dieser bitteren Niederlage auch Größe. Er verwendete die widrigen Bedingungen, die Andreas Wellinger als ersten Deutschen nach Jens Weißflog 1994 zu Olympiagold getragen hatten, nicht als plumpe Ausrede.