Der Polizeipferde-Plan wird konkret
Sicherheit. Was können Polizeipferde, was bringen sie vor dem Rapid-Stadion, in der Mariahilfer Straße – und, was geschieht mit den Pferdeäpfeln? Die Pläne für Wiens umstrittene Polizei.
Aller Kritik, von Polizeigewerkschaftern, Tierschützern und anderer politischer Seite zum Trotz: Wien bekommt wohl Polizeireiter, das scheint beschlossene Sache zu sein. Morgen, Donnerstag, will sich Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) in Bayern ein Bild von der dortigen Reiterstaffel machen. Einige Details, Kosten und Einsatzmöglichkeiten, seien nicht restlos klar, das soll ein Probebetrieb ergeben. Aber das Konzept, wie die berittene Polizei funktionieren soll, steht weitgehend fest.
1 Wie konkret sind die Pläne, dass in Wien Pferde auf Streife gehen?
Offenbar sehr. Den Einsatz von Polizeipferden in Wien zu testen gilt als politischer Wille (der zuständigen FPÖ). Für diesen Testbetrieb muss von Anschaffung und Ausbildung von Pferden und Zubehör bis zur Organisation von Stallungen usw. ohnehin alles umgesetzt werden, was ein fixer Einsatz der Pferde auch bräuchte. Auch der Großteil der Einmal-Kosten zum Start würde schon anfallen. Das Projekt nach wenigen Monaten aufzugeben wäre also eine Blamage, in Polizeikreisen gilt damit: Kommt der Probebetrieb, kommt wohl die berittene Polizei.
2 Wie sieht der Zeitplan aus, wann kommen die Pferde nach Wien?
Für Wien gibt es ein Konzept, das von der FPÖ in die Regierungsverhandlungen eingebracht wurde und nun großteils als Basis für die Umsetzung gilt: Dieses sieht in der ersten Phase 12, später 24 Pferde vor. Kommt das „Go“der Politik, würde es sechs Monate dauern, bis Pferde angeschafft sind und die Ausbildung starten kann. Die soll demnach in der Militärakademie Wiener Neustadt stattfinden, in der von den (vor Jahren abgeschafften) Militärpferden noch Stallungen, Halle, usw. zur Verfügung stünden. Die Ausbilder von damals könnten auch Training der Pferde und Rei- ter übernehmen. Polizisten, die das machen möchten, melden sich schon. Die Ausbildung für den Einsatz im Grünraum dauert sechs Monate, nach weiteren sechs Monaten können Pferde auf den Einsatz in Mengen oder in der Innenstadt trainiert werden. Die ersten Polizeireiter könnten demnach im Sommer 2019 etwa auf der Donauinsel im Einsatz sein. Stationiert werden könnten sie in der Krieau.
3 Was können Polizeipferde, das etwa Polizisten am Rad nicht können?
Pferde sind – das soll nicht despektierlich sein, sondern das sagen Einsatzexperten der Polizei – sympathischer und respekteinflößender sein als Polizisten. Während Beamte bei Ausschreitungen beworfen und attackiert werden, geschieht das bei Polizeipferden selten. Polizeihunden gegenüber haben Pferde den Vorteil der Deeskalation. Hunde bellen, das stachelt an. Pferde bleiben (außer in seltenen Fällen, in denen auch Polizeipferde durchgegangen sind) ruhig. Gegenüber Polizisten am Fahrrad, die im Grünen ebenso mobil wären, haben Reiter den Vorteil der erhöhten Position und Umsicht – und auch hier tragen Pferde eher zu Sympathie und Kommunikation bei. In München etwa beobachte man, dass Bürger mit Polizeireitern schnell ins Gespräch kommen, und so in Siedlungen etwa von allfälligen Beobachtungen erzählen.
4 Wie sehen die konkreten Einsatzpläne für Wien aus?
In einem ersten Schritt geht es um den Grünraum, also Donauinsel oder Prater. Nach längerer Ausbildung ist auch der Einsatz zur „crowd control“und in der Stadt angedacht. Ersteres, die Kontrolle von Menschenmengen, sei gedacht, um wie in München Fußballspiele, oder wie in Hamburg bei Demonstrationen zu beobachten. Dabei gilt, dass man mit Pferden nicht in Mengen geht, sie im Hintergrund einsetzt, um Mengen zu lenken, oder anliegende Straßen zu sperren. Bei Straßensperren soll ein Pferd den Nutzen wie zehn Beamte haben. In der Innenstadt (und den Parks) könnten Pferde genutzt werden um Präsenz zu zeigen (was momentan mit den leeren abgestellten Autos versucht wird) und Respekt einzuflößen.
5 Tierschutz, Pferdeäpfel, Straßenbelag: Was sagen die Kritiker?
Trotz positiver Effekte halten Kritiker Argumente entgegen: Tierschutz, Gefahren durch die Tiere, die hohen Kosten, dass die Pferde Straßen beschädigen. Vier Pfoten hat kürzlich eine Protest-Petition gestartet und rasch tausende Unterschriften gesammelt. Innenstadt-Bezirkschef Markus Figl (ÖVP) ist wenig begeistert und will klären, was mit Schäden am Belag oder Hinterlassenschaften der Tiere geschieht. Von „Pooh-Bags“wie bei Fiakerpferden halten die Initiatoren der Pferdepolizei nichts. Der Mist von zwei oder Pferden – darum gehe es in der Innenstadt – sei vernachlässigbar. Und, man wolle die Pferde nicht schikanieren.