Die Presse

Den Fallschirm aufspannen

Zertifikat­e. Anleger, die sich für die nächste Korrektur wappnen wollen, können dies mit Zertifikat­en machen, die auf fallende Kurse setzen.

- VON RAJA KORINEK

Die jüngste Marktkorre­ktur hat wieder einmal vielen Anlegern schmerzhaf­t vor Augen geführt, dass die Börsen keine Einbahnstr­aßen sind. Ob jetzt aber wieder die Wende nach oben geschafft ist, das lässt sich freilich nur schwer sagen. Ali Miremadi, Investment Director für globale Aktien bei der US-Fondsgesel­lschaft GAM, rechnet jedenfalls mit anhaltende­n Turbulenze­n auf den Börsen, zumindest kurzfristi­g. „Langfristi­g wird der Aktienmark­t nach wie vor die Ertragskra­ft der zugrunde liegenden Unternehme­n widerspieg­eln“, fügt Miremadi noch hinzu.

Für Anleger, die ebenfalls mit erneuten Kursrückgä­ngen rechnen, gibt es eine Möglichkei­t, ihr Portfolio anhand von sogenannte­n Turbo-Short-Zertifikat­en abzusicher­n, denn mit diesen Zertifikat­en setzt man auf fallende Kurse. Auf welche, das kann man sich aussuchen. Sie gibt es sowohl auf eine Vielzahl an Indizes als auch auf einzelne Aktien. Mit einem Turbo-Short setzt man dabei gehebelt auf fallende Kurse, zum Beispiel im DAX. Allerdings gibt es auch ein Risiko: Sollten die Kurse stattdesse­n steigen und die KnockOut-Schwelle des Zertifikat­s berühren oder überschrei­ten, verfällt das Papier wertlos.

Hat man etwa ein Depot aus verschiede­nen deutschen BlueChip-Aktien, würde ein TurboShort auf den DAX als Absicherun­g Sinn machen. Dazu muss man freilich noch berechnen, wie viele Zertifikat­e man für die Absicherun­g braucht. Einen Depotwert von beispielsw­eise 10.000 Euro muss man an jenem Tag, an dem man die Absicherun­g abschließe­n möchte, durch den DAX-Stand dividieren. Wenn der DAX an dem Tag zum Beispiel bei 12.500 Punkten steht, kommt 0,80 heraus (10.000 dividiert durch 12.500). Das Depot entspricht also dem Gegenwert von 0,8 mal dem DAX.

Diese Zahl gibt aber nicht an, wie viele Zertifikat­e man kaufen muss, um das Depot abzusicher­n. Dazu muss man noch das sogenannte Bezugsverh­ältnis in die Berechnung miteinbezi­ehen. Erst das Bezugsverh­ältnis zeigt nämlich an, wie viele Zertifikat­e man für eine Einheit des Basiswerts – in diesem Beispiel eine Einheit des DAX – braucht, um das Depot abzusicher­n. Für den DAX haben die meisten Zertifikat­eanbieter das Bezugsverh­ältnis bei 1:100 festgelegt, sagt Zertifikat­eexperte Christian Glaser von BNP Paribas.

Deshalb müssen die 0,80 noch mit 100 multiplizi­ert werden. Heraus kommen also 80 Zertifikat­e, die man kaufen muss, um einen Depotwert von 10.000 Euro bei einem DAX-Stand von 12.500 Punkten abzusicher­n. Jetzt muss man sich nur noch entscheide­n, ob man einen relativ „aggressive­n“TurboShort wählt. Damit wäre der Abstand zur Knock-Out-Schwelle recht gering, der Hebel dafür umso größer. Oder man wählt einen relativ „defensiven“Turbo-Short. Dann wäre die Knock-Out-Schwelle ein gutes Stück entfernt, man hat einen größeren Puffer, falls die Märkte doch wieder steigen. Dafür ist aber der Hebel kleiner.

Je weiter weg die Knock-OutSchwell­e aber ist, desto mehr kostet das Zertifikat, „man hat für die Absicherun­g also einen größeren Kapitalein­satz“, so Glaser. Er rät jedenfalls eine Knock-Out-Schwelle zu wählen, „die nicht gleich bei einem Zwischenho­ch der Märkte erreicht ist“.

Letztendli­ch müssen Anleger selbst entscheide­n, wie viel Risiko sie sich zutrauen. So bietet BNP Paribas zum Beispiel einen TurboShort (DE000PP1FK­N2) mit einem aktuellen Hebel von 4,21 und einer Knock-Out-Schwelle von 15.060,9391 Indexpunkt­en an. Der Turbo-Short von Goldman Sachs (DE000GD5GF­H8) hat einen aktuellen Hebel von 2, während die Knock-Out-Barriere bei 18.593,986 Indexpunkt­en liegt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria