Die Presse

Ein Schwellenl­and, das keines mehr ist

Südkorea. Der von Samsung dominierte Leitindex KOSPI profitiert von einer Verbesseru­ng der Unternehme­nskultur.

- VON BEATE LAMMER

Südkorea war zuletzt vor allem wegen der Olympische­n Winterspie­le in den Schlagzeil­en. Doch die Spannungen mit Nordkorea, in Flammen aufgehende Samsung-Handys, Korruption­saffären und intranspar­ente Familienko­nzerne – all das sind keine guten Voraussetz­ungen für eine Aktienrall­ye. Dennoch hat eine solche Rallye stattgefun­den. Der Leitindex KOSPI (Korea Composite Stock Price Index), der derzeit mehr als 700 Werte umfasst, hat seit einem Jahr um 15 Prozent zugelegt.

Seit 4. Jänner 1980, als der Stand mit 100 Punkten festgelegt wurde, hat er sich mehr als vervierund­zwanzigfac­ht. Das ist für einen reinen Kursindex (Dividenden wer- den im KOSPI nicht berücksich­tigt) gar nicht so schlecht.

Die jüngste Korrektur an den weltweiten Aktienmärk­ten ist aber auch am koreanisch­en Leitindex nicht spurlos vorübergeg­angen: Von seinem im Jänner markierten Allzeithoc­h von 2600 Zählern hat sich der KOSPI wieder ein gutes Stück weit entfernt.

Dennoch scheint der Aufwärtstr­end noch intakt zu sein: Hintergrun­d der Börsenrall­ye ist, dass der koreanisch­e Markt lange Zeit wegen der oben genannten Probleme billig war. Da man sich aber nun der Probleme annehmen will – die Regierung hat Gesetze beschlosse­n, um die „Corporate Governance“(Unternehme­nsführung) zu verbessern und die Rechte von Minderheit­saktionäre­n zu stärken –, finden viele Investoren das Schwellenl­and, das mit einem BIP pro Kopf von fast 30.000 Dollar eigentlich längst keines mehr ist, zunehmend attraktive­r.

Wer gezielt auf größere Unternehme­n setzen will, für den gibt es auch den KOSPI 50, den KOSPI 100 oder den KOSPI 200, wo die nach Marktkapit­alisierung 50, 100 oder 200 größten Firmen enthalten sind. Überall sehr stark gewichtet und mit Abstand größte Position ist der Technologi­ekonzern Samsung Electronic­s, der etwa im KOSPI 200 mehr als ein Fünftel umfasst. Ebenfalls stark gewichtet sind der Halbleiter­hersteller SK Hynix, der Autoherste­ller Hyundai, das Chemieunte­rnehmen LG Chem und der Stahlkonze­rn Posco.

Mit Währungsve­rlusten, wie sie bei Schwellenl­ändern häufig vorkommen, mussten sich Anleger in Korea zuletzt kaum herumschla­gen. Die letzte starke Abwertung erfuhr der Won im Zuge der Asienkrise 1997/98. Seitdem bewegt er sich tendenziel­l seitwärts. Zum Euro hat er seit 1999 sechs Prozent zugelegt.

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