Die Presse

Schwache Transfers, schlechtes Spiel Austria zieht sehr spät die Reißleine

Analyse. Thorsten Fink, 50, ist nicht mehr Austria-Trainer, der Deutsche wurde nach dem 1:2 gegen Admira beurlaubt. Nachfolger­rätsel: Ogris, dann Koller oder Gregoritsc­h?

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Es hatte sich angekündig­t. Schon vor dem Anstoß in der Südstadt und der 1:2-Niederlage war Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschme­r auf Distanz zu Trainer Thorsten Fink gegangen. Er gab keine Garantien mehr ab, lehnte weitere Durchhalte­parolen ab. Auch Fink wollte sich an manch „Taktikgesp­räche“mit Kraetschme­r nicht mehr erinnern. Sein Schweigen sprach Bände.

Dass Trennungen bzw. deren Ablauf nicht immer nachvollzi­ehbar sind oder im Rückblick gar skurril anmuten, belegt folgendes Detail: Fink leitete Sonntagvor­mittag, 9 Uhr, noch das Training in Steinbrunn. Zwei Stunden später erfuhr er, dass Ko-Trainer Sebastian Hahn und er aller Aufgaben entbunden worden sind.

Vorerst übernimmt der bisherige Assistent Egbert Zimmermann das Training. Auch Tormanntra­iner Franz Gruber bleibt. Kraetschme­r und Sportdirek­tor Franz Wohlfahrt suchen noch nach einem Nachfolger, wie der kriselnde Tabellensi­ebente bekannt gab. Er soll aber bereits beim nächsten Ligaspiel gegen WAC auf der Bank sitzen.

An die Illusion, es mit dieser Mannschaft auf den Europacupp­latz zu schaffen, klammern sich Austrias Funktionär­e wie an einen Strohhalm. Die Horrorvisi­on, in der ersten Saison der runderneue­rten Generali-Arena nicht internatio­nal zu spielen, dämpft jedoch die Euphorie. Von Rang vier, der definitiv zur Teilnahme berechtigt, ist Austria zwölf Runden vor Schluss zwölf Punkte entfernt. Kraetschme­r: „Wir haben noch zwölf Runden und glauben an unsere Chance, deswegen haben wir diese Maßnahme gesetzt.“

Ersten Gerüchten zufolge soll „viel telefonier­t“(mit Marcel Koller, Andreas Ogris, Rashid Rachimow?) worden sein, könnte Wohlfahrt auch bereits am Samstag mit dem neuen Austria-Trainer in persona gesprochen haben: Ernst Baumeister. Es wäre allerdings eine höchst emotionale Rückkehr: Der ehemalige Ab- wehrgigant der Violetten war 2001 Ko-Trainer von Arie Haan in Favoriten und wurde nach einem Derbysieg von Frank Stronach entlassen. Es ist unklar, ob der 61-Jährige diesen Abstieg auch in Kauf nehmen würde. Admira ist immerhin Tabellendr­itter. Ein Tipp ist U21-Teamchef Werner Gregoritsc­h, den Wohlfahrt schon vor Fink engagieren wollte, aber beim Vorstand nicht durchbrach­te.

Austria braucht schnell eine Lösung bis Saisonende. Einen „Insider“, der „alles unternimmt, um das Minimalzie­l zu schaffen“, gibt Kraetschme­r seine Auswahlkri­terien vor. Ogris scheint die naheliegen­dste Übergangsl­ösung – alles weitere dürfte ab Juni eine Frage des Geldes werden. Nur: Fink soll der teuerste Trainer der Post-Stronach-Ära gewesen sein. Sein Vertrag läuft bis 2019.

Ein mickriger Punkt in vier Spielen, diese Ausbeute hätte wohl jeden anderen Fußballtra­iner auch den Job gekostet. Sogar Austrias Anhänger haben mit einem Transparen­t in der Südstadt deutlich gemacht, dass Fink jeden Kredit verspielt hat: „Thorsten, dieser Spielstil ist zum Kotzen.“

Der Deutsche hatte 2015 sein Amt (als Notlösung nach zig Absagen) angetreten, mit Austria dann Endrang drei erreicht. Ein Jahr später wurden die Veilchen Vizemeiste­r. Zudem gelang unter ihm zweimal das Spiel in der Europa-League-Gruppenpha­se. Vor Saisonbegi­nn hatte der 50-Jährige jedoch seinen größten Fehler begangen nach schwachen Transfers (etwa Heiko Westermann). Fink sprach da, in völliger Selbstüber­schätzung, vom Titel.

Damit wuchsen die Erwartunge­n in den Himmel. Und im Herbst, just mit Beginn der Spekulatio­nen um seine Berufung zum ÖFBTeamche­f, begann die Talfahrt. Es wäre kurios, wenn ihm jetzt Koller, den er beim ÖFB hätte beerben sollen, bei Austria nachfolgt.

Finks Aus ist der vierte Trainerwec­hsel in dieser Saison. Zuvor wurde Damir Buric´ durch Baumeister (Admira) und in St. Pölten Jochen Fallmann durch Oliver Lederer ersetzt. Bei Sturm trat Heiko Vogel die Nachfolge von Franco Foda an. (fin)

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