Die Presse

Drinks, Hots Dogs und Kunst: Pop-up-Bar in alter Kunsttisch­lerei

Trinken. Gastro-Unternehme­rin Friederike Seiler und Barkeeper Reinhard Pohorec haben eine Pop-up-Bar für Kunstaffin­e an einem speziellen Ort eröffnet.

- VON KARIN SCHUH

Es gibt wohl nicht viele Räume – geschweige den Bars – die einen mit einem riesigen, ausgestopf­ten Büffelkopf und einem auch nicht gerade klein geratenen Kamin begrüßen. Die große Discokugel dahinter fällt da nicht mehr auf. Hat man sich an dem mannshohen Kamin sattgesehe­n – der sich bei näherer Betrachtun­g als falsch (mit historisch­em Heizkörper dahinter) herausstel­lt –, wird linkerhand ein breiter Stiegenauf­gang deutlich, der in einen ebenso fasziniere­nden Raum führt. Es ist die denkmalges­chützte ehemalige Kunsttisch­lerei Bothe & Ehrmann (aus dem Jahr 1912), die hier in der Schlossgas­se, hinter dem Schlossqua­drat, derart Eindruck schindet.

Dem Barkeeper Reinhard Pohorec und der Gastro-Unternehme­rin Friederike Seiler ist es zu verdanken, dass diese klassizist­ischen Räumlichke­iten dieser Tage besucht werden können. Die beiden halten hier nämlich bis Ostermonta­g eine Pop-up-Bar namens The Velvet Room ab. Und genauso wenig wie diese Räume gewöhnlich sind (die zuvor nur vereinzelt bei Ausstellun­gen oder der Vienna Design Week zugänglich waren), genauso wenig handelt es sich hier um eine gewöhnlich­e Bar. „Wir wollen hier ein Fun-After-Work aufziehen, ein trashiges und trotzdem hochwertig­es, individuel­les Pop-up“, sagt Friederike Seiler, die mit ihrem Unternehme­n Friedas Kitchen unter anderem das Lieferserv­ice The Rich Bros betreibt.

Die Vintage-Möbel, die hier stehen, stammen alle aus der Glasfabrik und werden nach Ende der Pop-up-Bar versteiger­t – mit Ausnahme des ausgestopf­ten Waschbären, den will Seiler vielleicht doch behalten. Auch Kunst findet sich hier reichlich: etwa eine von dem Künstler Martin Markeli gestaltete Carrera-Bahn (mittwochs ist immer Racing Night) oder aber die von einem niederländ­ischen Künstler gestaltete­n Hundeportr­äts, die an Parte-Bilder erinnern. Das Konzept sei ganzheitli­ch, erklärt Seiler. Weshalb die hier verkauften Hot Dogs auch Haute Dogs genannt werden und die Namen der porträtier­ten Hunde tragen. Merlin zum Beispiel ist der Namensgebe­r für ein Hot Dog mit Pretzel Chicken (also in einer Brezelpani­er herausgeba­ckenem Hühnerflei­sch) und Yuzu-Mayonnaise. Der Name stammt von Seilers kürzlich verstorben­em Hund. Die Variante Napoleon kommt mit Beef Rib, Gänseleber und Trüffel daher. Dazu gibt es Fries, benannt nach französisc­hen Filmstars, und ein paar Desserts. Was aber viel wichtiger ist für eine Bar, sind natürlich die Drinks, die Reinhard Pohorec kreiert hat. Er gilt als einer der besten Bartender des Landes (zu dem er auch schon gekürt wurde), berät derzeit vor allem die Gastronomi­e, entwickelt eigene Produkte (zuletzt einen Wermut) und ist freitags und samstags in der Bar Tür 7 in der Josefstadt anzutreffe­n.

„Wir haben uns bei den Drinks am Thema Retro orientiert. Es ist teilweise

heißt die Pop-up-Bar, die bis 2. April in der denkmalges­chützten Kunsttisch­lerei Bothe & Ehrmann (aus 1912) abgehalten wird. Die Vintage-Möbel in dem historisch­en Ambiente stammen aus der Glasfabrik und werden anschließe­nd versteiger­t. Neben Kunst – unter anderem eine von Martin Markeli gestaltete CarreraBah­n – gibt es Drinks und Hot Dogs. Betrieben wird die Bar von Bartender Reinhard Pohorec und Unternehme­rin Friederike Seiler. Schlossgas­se 20, 1040 Wien (Mo–Fr, 17–23, Sa, 11–23, So, 11–17 Uhr). verspielt, mit Schirmchen zum Beispiel“, sagt Pohorec. So habe er etwa den Bend Over Shirley, „einen ganz fürchterli­chen Drink“, neu interpreti­ert und daraus einen Bend Over Sherry gemacht, mit Cranberrys­aft und Sherry. Auch einen Porn Star (mit Vodka, Mango und Champagner), einen Espresso Martini oder einen Pink Flamingo gibt es hier. Der Klassiker Vodka Lemon heißt hier Lemon Tree Very Pretty, als Anspielung auf den Zitronenba­um, der in einem der Separees steht.

Neben der Bar – den Vintage-Stoff mit dem diese bespannt wurde, hat Seiler erst kürzlich bei Liberty London erstanden – steht auch ein DJ-Pult. Jeder Wochentag hat eine unterschie­dliche Veranstalt­ung, oft gemeinsam mit einem Sponsor (wie Almdudler oder Kronehit-Radio): Freitags wird eine Retro-Disco veranstalt­et, samstags lautet das Motto „Dress to impress“. Am 2. April ist Schluss mit dem Velvet Room – zumindest an dieser Location. Geht es nach den Betreibern, soll die Pop-up-Bar weiterhin an unterschie­dlichen Standorten abgehalten werden. Man habe schon im ersten Bezirk eine ebenfalls spezielle Location im Auge. Was danach mit der denkmalges­chützten Kunsttisch­lerei passiert, ist offen. Der Büffel wird es beobachten.

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[ Clemens Fabry ]

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