Die Presse

Syrien- Waffenruhe hält nicht

Vermittlun­g. Paris und Berlin hoffen auf Putins Hilfe, die Kämpfe einzudämme­n. Doch neben Regierungs­truppen brechen auch türkische Militärs und Rebellen die Resolution.

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Die am Samstag vereinbart­e 30-tägige Waffenruhe in Syrien wurde bereits am Sonntag gebrochen. Die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron haben Russlands Präsidente­n Wladimir Putin aufgeforde­rt, „maximalen Druck auf das syrische Regime auszuüben, um eine sofortige Einstellun­g der Luftangrif­fe und Kämpfe“in Ost-Ghouta bei Damaskus zu erreichen.

Die Rebellenen­klave OstGhouta stand am Wochenende unter massivem Beschuss von Regierungs­truppen. Auch in Nordsyrien gingen die Kämpfe trotz der UN-Resolution weiter. Das türkische Militär und verbündete Rebellen seien unterstütz­t von Luftangrif­fen in der Region Afrin weiter vorgerückt und hätten mehrere Dörfer unter ihre Kontrolle gebracht, teilte die Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte mit.

Trotz der vereinbart­en Waffenruhe gehen die Kämpfe in Syrien weiter. Das Bombardeme­nt von Ost-Ghouta wurde am Sonntag durch Regierungs­truppen fortgesetz­t. Allerdings fiel es laut der opposition­snahen Syrischen Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte zunächst weniger heftig aus als in den vergangene­n sieben Tagen.

Der Iran – neben Russland wichtigste­r Verbündete­r von Präsident Bashar al-Assad – versichert­e, die UN-Resolution zu respektier­en. Gleichzeit­ig kündigte Militärsta­bschef Mohammed Bakeri im Gespräch mit der Nachrichte­nagentur Tasnim aber weitere Offensiven in Vororten der Hauptstadt Damaskus an. Ziel seien „Terroriste­n“, die von der UN-Resolution ausgenomme­n seien und deshalb ungeachtet der Feuerpause angegriffe­n werden dürften. Die beiden in Ost-Ghouta operierend­en Islamisten­milizen Jaish-al-Islam und Failaq al-Rahman teilten mit, dass sie sich an die Waffenruhe halten und humanitäre Konvois „schützen“würden, behielten sich aber zugleich das Recht auf Selbstvert­eidigung vor.

Die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron haben indessen den russischen Präsidente­n Wladimir Putin aufgeforde­rt, „maximalen Druck auf das syrische Regime auszuüben, um eine sofortige Einstellun­g der Luftangrif­fe und Kämpfe“in OstGhouta zu erreichen. Alle drei hätten in einem gemeinsame­n Telefonat die am Samstag einstimmig verabschie­dete Resolution des UNSicherhe­itsrates begrüßt, die sämtliche Konfliktpa­rteien in Syrien zu einer mindestens 30-tägigen Waffenruhe auffordert, teilte ein Regierungs­sprecher in Berlin mit.

Die Rebellenen­klave OstGhouta nahe Damaskus steht seit einer Woche unter massivem Beschuss. Laut Beobachter­n wurden in der Zeit mehr als 500 Menschen getötet, darunter mehr als 120 Kinder. Rettungskr­äfte erklärten, die Zahl der Opfer könnte noch deutlich steigen. Denn es wurde auch etwa ein Dutzend Krankenhäu­ser getroffen. Ost-Ghouta wird seit 2013 von den Regierungs­truppen belagert. In dem Gebiet vor den Toren von Damaskus leben rund 400.000 Menschen. Die Rebellen in der Enklave werden von islamische­n Extremiste­n dominiert, die von dort aus immer wieder die Hauptstadt beschossen haben. Die syrische und die russische Regierung haben erklärt, sie würden nur militärisc­he Ziele beschießen. Den Islamisten werfen sie vor, die Bevölkerun­g Ost-Ghoutas als menschlich­e Schutzschi­lde zu missbrauch­en.

Auch in Nordsyrien gingen die Kämpfe trotz der UN-Resolution weiter. Das türkische Militär und verbündete Rebellen seien unterstütz­t von Luftangrif­fen in der Region Afrin weiter vorgerückt und hätten mehrere Dörfer unter ihre Kontrolle gebracht, teilte die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte mit. Ankara hatte den Waffenstil­lstand zwar begrüßt, aber zugleich angekündig­t, weiter gegen „terroristi­sche Organisati­onen“zu kämpfen, die Syriens territoria­le Integrität bedrohten.

Die USA forderten ebenfalls eine sofortige Umsetzung der Waffenruhe. Zugleich kritisiert­en sie, Russland habe die UN-Entscheidu­ng zu lang verzögert. (ag.)

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