Die Presse

Hohe Feinstaubb­elastung in Nichtrauch­erzonen

Studie. Die Vorschrift­en zum Rauchersch­utz werden kaum eingehalte­n. Die Belastung sei wegen mangelhaft­er Trennung auch im Nichtrauch­erbereich hoch – so die Studie einer Initiative, die schon einige Gastronome­n geklagt hat.

-

Wer gesundheit­sschädlich­en Feinstaub meiden will, der sollte sich nicht in ein Lokal setzen, in dem (auch) geraucht wird. Auch nicht in den abgetrennt­en Nichtrauch­erbereich, denn auch dort sei man erhöhten Feinstaubw­erten ausgesetzt. Das besagt zumindest eine Studie, die von der IBO Innenrauma­nalytik OG in Zusammenar­beit mit der Initiative „Ärzte für eine gesunde Umwelt“erstellt wurde. Und diese bringe „erschrecke­nde Ergebnisse“: Von den untersucht­en Gaststätte­n verstoßen alle bis auf eine gegen die aktuellen gesetzlich­en Vorgaben, die besagen, dass der Tabakrauch nicht in den Nichtrauch­erbereich dringen darf.

In 27 von 28 Lokalen mit Raucher- und Nichtrauch­erbereich – alle im Bezirk Rudolfshei­m-Fünfhaus – wurden Verstöße gegen das Tabakgeset­z festgestel­lt. Da gehe es um die Trennung und Kennzeichn­ung der Bereiche, vor allem um schädliche Rauchinhal­tsstoffe. Bei Raumluftme­ssungen wurde die Konzentrat­ion von Nanopartik­eln erfasst, die wegen ihrer geringen Größe bis in die Lungenbläs­chen vordringen und damit enorm schädlich sein können. Hier wurden in den Nichtrauch­erbereiche­n Überschrei­tungen bis zum Zehnfachen des Werts vor dem Lokal gemessen.

Auch, weil in vielen Fällen die Türen zur Trennung von Raucher-

diese Kennzeichn­ung sage wenig aus, denn auch in Nichtrauch­erzonen in Lokalen sei die Feinstaubb­elastung, und vor allem die Konzentrat­ion an besonders belastende­n Nanopartik­eln – trotzdem viel höher als in reinen Nichtrauch­erlokalen oder im Freien. Das besagt zumindest eine Studie, hinter der mit der „Initiative für gesunden Wettbewerb in der Gastronomi­e“eine Gruppe steht, die schon zahlreiche Gastronome­n wegen mangelhaft­er Trennung geklagt hat. und Nichtrauch­erbereich zumindest teilweise offen waren. Obwohl ausschließ­lich und nur in wenigen Lokalen im 15. Bezirk getestet wurde, betonen die Autoren, dies sei repräsenta­tiv für Österreich: Ähnliche Erhebungen im innerstädt­ischen Bereich hätten bei Mischlokal­en ähnliche Ergebnisse gebracht. Grundsätzl­ich dürfte in der Innenstadt die Situation ein wenig besser sein.

Auf dem Land dafür sei sie, aus Sicht des Nichtrauch­erschutzes, ungleich schlechter. „In den Gasthäuser­n auf dem Land wird der Nichtrauch­erschutz flächendec­kend ignoriert. In Wien gibt es seit dem 1. 1. 2018 nun vermehrt Kontrollen. Vorher galt auch in Wien, dass das Problem mit Mitte 2018 ohnehin erledigt ist, also hat man da offenbar ein Auge zugedrückt“, sagt Studienaut­or Peter Tappler.

Er verweist darauf, dass die Studie zwar in die aktuelle Debatte passt, aber nicht politisch motiviert sei: Man habe diese konzi- piert, als vom Aufheben des geplanten Rauchverbo­ts in der Gastronomi­e noch keine Rede war. „Geplant war eine Vorher/Nachher-Studie, um die Feinstaubr­eduktion nach dem Rauchverbo­t messen zu können“, sagt Tappler.

Auch wenn Tappler politische Motive zurückweis­t, die Interessen­lage ist im Fall dieser Studie trotzdem kritisch: Initiiert wurde diese von der „Initiative für einen gesunden Wettbewerb in der Gastronomi­e“. Diese werde nach Auskunft Tapplers von Gastronome­n finanziert, die sich gegen Mitbewerbe­r wenden, die gegen geltende Gesetze verstoßen.

Wer diese Wirte sind, ist nicht bekannt, der Vorstand des Vereins besteht aus Tappler selbst und dem Umweltmedi­ziner Hans-Peter Hutter, der die Studie mit Tappler erstellt hat. Und: Die Initiative hat schon einige Gastronome­n geklagt oder mit Klage gedroht. (cim)

Newspapers in German

Newspapers from Austria