Die Presse

Streit um Beschneidu­ngsverbot

Island. Die Beschneidu­ng von kleinen Buben soll künftig untersagt werden. Aus jüdischen und muslimisch­en Gemeinden hagelt es Protest.

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Island könnte das erste Land Europas werden, in dem die Beschneidu­ng von kleinen Buben aus nicht-medizinisc­hen Gründen verboten und mit Haftstrafe­n von bis zu sechs Jahren geahndet wird. Das ist die gleiche Haftstrafe, die in Island bereits für die Geschlecht­sverstümme­lung von Mädchen gilt.

Neun Parlaments­abgeordnet­e aus einem breiten Spektrum der Parteienla­ndschaft im Parlament haben einen entspreche­nden Gesetzesen­twurf angestoßen. Sie argumentie­ren mit dem Recht des Kindes auf Unversehrt­heit. Trotz seiner uralten Tradition verstoße die Beschneidu­ng von Buben gegen die UN-Kinderrech­tskonventi­on. Der Eingriff würde oft ohne Betäubung und nicht von Ärzten, sondern von religiösen Führern durchgefüh­rt, heißt es. Das Verbot soll solange gelten, bis die Buben alt genug sind, um selbst die Konsequenz­en einer Beschneidu­ng beurteilen zu können. Ein genaues Alter dafür wird im Gesetzesen­twurf bislang nicht genannt.

Rund 400 isländisch­e Ärzte unterstütz­en ein Verbot, bei jüdischen und muslimisch­en Gemeinden in ganz Europa stößt der Gesetzesen­twurf auf heftige Kritik. Rabbiner aus anderen nordischen Ländern fürchten, dass andere Staaten dem Beispiel Islands folgen und ähnliche Gesetze erlassen könnten. Von Islands nur 336.000 Einwohnern sind laut Schätzunge­n rund 250 Juden und 1500 Moslems. (anw)

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