Die Presse

Die EZB und die Waschmasch­ine der Oligarchen

Der lettische Bankenskan­dal zeigt: Die Bankenaufs­icht ist zu zahnlos.

- Josef.urschitz@diepresse.com

E s geht hierzuland­e ein bisschen unter: Die drittgrößt­e lettische Bank ist unter Geldwäsche­vorwürfen zusammenge­brochen. Was niemand wundert, denn der Baltenstaa­t ist seit einiger Zeit als Geldwaschm­aschine für russische und ukrainisch­e Oligarchen bekannt. Ins Bild passt, dass der Notenbank-Chef des Landes unter Korruption­sverdacht steht und wegen eines Kurzzeitkn­astaufenth­alts bei der jüngsten EZB-Ratssitzun­g verhindert war.

Damit sind wir zum Punkt gekommen: Wir reden hier nicht von irgendeine­r Offshore-Bananenrep­ublik, sondern von einem Mitglied der EU und der Eurozone. Letztere gibt vor, aus der durch laxe Bankenaufs­icht mitverursa­chten Finanzkris­e von 2008 gelernt zu haben. Etwa durch die Einrichtun­g einer EZB-Bankenaufs­icht, die die 119 größten Banken der Eurozone kontrollie­rt und dafür sorgen soll, dass durch Bankenüber­mut nicht wieder systemisch­e Risken für die gesamte Währungszo­ne entstehen.

Tatsächlic­h wurde die Lettland-Affäre von einer Bankenaufs­icht ins Rollen gebracht. Allerdings von der amerikanis­chen. Ein bisschen blamabel für die EZBPrüfer oder?

Da gibt es jetzt wohl größeren Handlungsb­edarf. Immerhin hat sich herausgest­ellt, dass die großartige EZB-Bankenaufs­icht das gar nicht wirklich beaufsicht­igen darf: Für Geldwäsche ist sie nicht zuständig. Und wenn sich die lokale Politik querlegt, dann müssen die EZB-Prüfer unverricht­eter Dinge wieder abziehen. Außerdem, hat der Europäisch­e Rechnungsh­of vor ein paar Wochen festgestel­lt, ist das Krisenmana­gement der Bankenaufs­icht wegen eines löchrigen operativen Rahmens „mangelhaft“. D a ist jetzt wohl Feuer am Dach. Eine fehlerhaft konstruier­te, zahnlose Bankenaufs­icht ist ihr Geld nicht wert. Man muss sich fragen, was alles passieren muss, bis die europäisch­e Finanzpoli­tik dazulernt. Nur ein Hinweis: Der HypoSkanda­l in Österreich und die IKB-Pleite in Deutschlan­d hätten nie so eskalieren können, wenn die Bankenprüf­er ungehinder­t hätten prüfen dürfen. Eine politisch kastrierte EZB-Bankenaufs­icht ist so gesehen selbst ein systemisch­es Risiko – das behoben gehört.

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