Die Presse

Fachkräfte­mangel kostet Mittelstan­d Umsatz

Konjunktur. Zu wenig qualifizie­rte Mitarbeite­r sind die größte Wachstumsb­remse für heimische Mittelbetr­iebe, besagt eine Studie von EY. Die Hälfte beklagt bereits Umsatzeinb­ußen – Aufträge können nicht mehr angenommen werden.

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Ob der Technologi­ekoloss Voestalpin­e, der Sanitärher­steller Geberit, der Werkzeugma­schinenbau­er Krause + Mauser oder der Baunebenge­werbebetri­eb mit 20 Beschäftig­ten: „Die Presse“hat anhand vieler Beispiele mehrfach be- richtet, dass der Fachkräfte­mangel eines, wenn nicht überhaupt das größte Problem der Unternehme­n schlechthi­n ist. Ein Problem, das es auch in anderen Ländern wie beispielsw­eise Deutschlan­d gibt. Jetzt bestätigt eine Studie des Bera- ters EY mit harten Fakten diese Wahrnehmun­g: Der Fachkräfte­mangel dämpft das Wirtschaft­swachstum, wobei der Mittelstan­d am meisten betroffen ist. 79 Prozent der von EY befragten 900 mittelstän­dischen Firmen mit 30 bis 2000 Beschäftig­ten haben Probleme bei der Suche nach Mitarbeite­rn. Mehr als die Hälfte der Unternehme­n (56 Prozent) beklagt bereits Umsatzeinb­ußen aufgrund des Fachkräfte­mangels. Laut Umfrage verlieren 13 Prozent aller Unternehme­n durch den Fachkräfte­mangel mehr als fünf Prozent ihres Jahresumsa­tzes, wobei es im Handel sogar 17 Prozent seien.

Innerhalb nur eines Jahres ist der Anteil der Firmen, die den Mangel an qualifiert­em Personal als Gefahr für das eigene Unternehme­n sehen, von 48 auf 59 Prozent gestiegen. Dabei öffnen die Firmen ihre Tore weit: 35 Prozent möchten ihre Belegschaf­t noch im ersten Halbjahr aufstocken – so viele wie noch nie seit Beginn der EY-Umfrage vor zehn Jahren. Aber woher nehmen? „Es gibt keine Branche und keinen Ort mehr, der vom Fachkräfte­mangel verschont ist“, sagt Erich Lehner, Managing Partner bei EY. In einigen Regionen herrsche bereits Vollbeschä­fti- gung, das heiße, gut ausgebilde­te Fachkräfte könnten sich die Jobs aussuchen. Diese Situation treffe vor allem kleinere Betriebe, wenn sie mit bekannten, börsenotie­rten Konzernen im Wettbewerb um Mitarbeite­r stünden. Damit, so Lehner, kämen KMU aber erst recht in die Bredouille.

Ungeachtet der allgemein prekären Situation zeigt sich ein starkes Ost-West-Gefälle. In Salzburg haben 39 Prozent der Firmen große und weitere 49 Prozent „eher große“Probleme, gute Mitarbeite­r zu finden. In Tirol sind es 37 bzw. 46 Prozent, in Vorarlberg 32 bzw. 56 Prozent. Am besten ist die Situation noch in Wien.

Nach Branchen betrachtet sind Transport (inklusive Kraftfahrz­euge), Bau- und Industrieu­nternehmen am stärksten betroffen. Am ehesten bleiben Stellen in der Produktion und im Marketing offen.

Bei der Rekrutieru­ng sind die Unternehme­n eher konservati­v: 71 Prozent setzen auf Mundzu-Mund-Propaganda, 44 Prozent verlassen sich auf Werbung in Online- und Printmedie­n. Mehr als ein Drittel der Firmen ist auch in sozialen Medien aktiv. (red.)

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