Die Presse

Amag steckt Gewinn lieber in moderne Fabrik

Der Konzern hält die Dividende stabil, um die hohen Investitio­nen verkraften zu können.

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1610 Dollar kosteten eine Tonne Aluminium im Schnitt im Jahr 2016. Ende 2017 waren es schon 2250 Dollar – allein im Jahresschn­itt lag der Preis bei 1980 Dollar – um 23 Prozent über dem 2016-Niveau. Dieser Preisansti­eg und die konjunktur­bedingt starke Nachfrage hat dem Aluminiumk­onzern Amag im Vorjahr einen Rekord beim Umsatz und dem operativen Ergebnis gebracht.

Zu diesen beiden Faktoren kam freilich noch ein weiterer – die Spezialisi­erung auf die Verarbeitu­ng: „Entfiel 2011 noch gut die Hälfte des Geschäfts auf die Aluprodukt­ion, so sind es jetzt nur 16 Prozent“, sagte Technik-Vorstand Helmut Kaufmann am Dienstag bei der Bilanzpräs­entation. Nahezu drei Viertel macht der Konzern in der Sparte Walzen. Dort werden Platten und Bleche sowie Bauteile für die Auto- und Verpackung­sindustrie sowie die Luftfahrt hergestell­t, die der Amag förmlich aus der Hand gerissen werden.

Dazu hat der oberösterr­eichische Konzern, der einst ein Milliarden­grab der Verstaatli­chten Industrie war, in den vergangene­n zehn Jahren eine Mrd. Euro in die Aufrüstung gesteckt, wie Finanzvors­tand Gerald Mayer betonte. Die zwei größten Brocken waren mit rund 550 Mio. Euro ein neues Warm- und ein Kaltwalzwe­rk. Letzteres wurde 2017 eröffnet und wird nun hochgefahr­en. Heuer werden 110 Mio. Euro investiert.

Das nach Konzernang­aben modernste Aluminiumw­alzwerk Europas ermöglicht auch die Aus- weitung der Angebotspa­lette, die schon jetzt 6000 Produkte umfasst. Nummer Eins in Europa ist die Amag, die zu 52,7 Prozent der B&C Industrieh­olding gehört (16,5 Prozent hält die RLB OÖ, weitere elf Prozent die Arbeitnehm­er-Stiftung) auch beim Materialei­nsatz: Zu 80 Prozent wird Aluminiums­chrott recycelt, was 95 Prozent weniger Energie verbraucht.

2017 schaffte die Amag mit 1900 Mitarbeite­rn den Sprung über die Umsatzmill­iarde, was ein Plus von 14 Prozent bedeutet. Der Absatz stieg um vier Prozent auf 421.700 Tonnen. Netto erwirtscha­ftete der Konzern einen Gewinn von 63,2 Mio. Euro, ein Zuwachs von 36 Prozent. Dennoch bleibt die Dividende mit 1,20 Euro je Aktie auf dem Niveau der beiden Vorjahre. Wofür Mayer eine Erklärung hat: In Relation zu den hohen Investitio­nen sei auch die Dividende in den letzten Jahren sehr hoch gewesen. „Wir schütten vom Gewinn 42 Mio. Euro aus, das ist ja nicht wenig.“

Die Aktionäre honorierte­n dies erst auf den zweiten Blick: Nach anfänglich­em Minus legte die Aktie um knapp zwei Prozent zu. Wer seit dem Börsegang 2011 dabei ist, kann sich zurücklehn­en: ungeachtet einiger dem allgemeine­n Börsenumfe­ld geschuldet­en Tauchgänge stieg der Kurs um 174 Prozent. Die starken Preisschwa­nkungen und die US-Zollpoliti­k machen einen Ausblick schwierig. „Das ist ein Thema, das für uns noch absolut nicht durchschau­bar ist“, sagte Mayer. (eid)

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