Die Kapitänin ist zurück
Fußball. Viktoria Schnaderbeck, 27, verstärkt nach einer Knieverletzung erstmals seit der EM das Nationalteam. Weiterentwicklung ist das Ziel, an die WM-Chance glaubt sie nach wie vor.
Für Viktoria Schnaderbeck schließt sich gewissermaßen der Kreis. Im vergangenen Sommer feierte sie mit dem Nationalteam gegen Spanien den historischen Einzug ins EM-Semifinale, gegen Spanien gibt die Kapitänin heute (17 Uhr, live ORF Sport+) ihr Comeback im Teamtrikot. „Ich freue mich echt. Natürlich war ich mit den Mädels auch dazwischen in Kontakt, aber es ist etwas anderes sie vor Ort wieder zu sehen“, betont die 27-Jährige. Als absolute Führungsspielerin ist Schnaderbecks Rückkehr nicht nur für die Defensive von großem Wert, sondern auch abseits des Platzes. „Sie ist sehr wichtig, weil ihr Wort einfach Gewicht hat“, erklärt Teamchef Dominik Thalhammer.
Fern des Wintereinbruchs in Zentraleuropa absolvieren Schnaderbeck und 22 Kolleginnen, darunter mit Neulengbach-Spielerin Julia Hickelsberger auch eine ÖFBDebütantin, im Rahmen des Zypern Cup einen Lehrgang, weitere Gruppengegner bei dem Testturnier sind Tschechien (Freitag, 12 Uhr) und Belgien (Montag 17 Uhr, jeweils live ORF Sport+).
Hinter Schnaderbeck liegt eine hartnäckige Patellasehnenentzündung, nicht die erste Verletzung ihrer Karriere. Bereits in jungen Jahren kämpfte sich die Legionärin bei Bayern München nach zwei Kreuzbandrissen zurück, vor der EM machte ihr dann ein Knochenmarksödem zu schaffen. Kaum fit, erlitt sie im Gruppenspiel gegen Frankreich eine Rissquetschwunde. „Das Turnier war geprägt von Comebacks und Setbacks, wie ich sage“, erklärt die Verteidigerin im Gespräch mit der „Presse“. Ob sie, das große Highlight vor Augen, die Grenzen ihres Körpers überschritten hat? „Da denkt man nicht so viel nach. Ich wollte unbedingt spielen und bin froh, dass ich auf so viele Einsatzminuten gekommen bin. Dafür bin ich dankbar.“
Auf den sensationellen Erfolgslauf bis auf Platz drei folgte prompt die nächste Zwangspause. „Ich habe nie gezweifelt, aber es war vor allem am Anfang frustrierend, weil wenig bis gar nichts weiter ging“, erzählt die gebürtige Steirerin. Den Blick fürs Positive hat sie aber auch in dieser Phase nicht verloren. „Manche Dinge kann man nicht ändern, seine Einstellung dazu aber schon. Das habe ich gelernt und versuche, das Beste daraus zu machen.“
Nur als Zuschauerin erlebte Schnaderbeck folglich die 0:4-Niederlage in Spanien in der WM-Qualifikation im November. „Ich habe mit den Mädels mitgelitten. Aber so ist Fußball, Rückschläge gehören in einer Karriere dazu“, sagt Schnaderbeck. Da für die Endrunde 2019 in Frankreich nur die Erstplatzierten ein Fixticket lösen und das direkte Duell entscheidet, ist die Chance auf die WM-Premiere gesunken – für die Bayern-Legionärin aber durchaus intakt. „Natürlich muss man realistisch denken, aber das bedeutet auch, dass wir den zweiten Platz und das Play-off schaffen können. Noch ist nichts verloren.“ Die Niederlage ist analysiert, die Stimmung im Team trotz dieses Rückschlags gut, berichtet Schnaderbeck: „Jede Einzelne ist motiviert, will Gas geben.“Sie selbst ist schmerzfrei („das Wichtigste“) und möchte nach dem Comeback in der deutschen Bundesliga vor zwei Wochen nun auch dem Nationalteam helfen. „Spielrhythmus und Auto- matismen fehlen mir noch, aber da muss man geduldig bleiben und hart arbeiten“, sagt die 27-Jährige. Der Zypern Cup sei deshalb für sie und die gesamte Mannschaft eine gute Möglichkeit, wieder Schritte nach vorne zu machen. „Wir wollen uns technisch und taktisch auf ein höheres Level bringen, dafür jedes Training und Spiel nutzen.“
Im heutigen Test gegen Spanien soll Neues probiert werden, mit dem Quali-Rückspiel im April lasse sich die Partie ohnehin nicht vergleichen. „Da sind die Vorzeichen ganz andere. Jetzt haben wir die Möglichkeit uns einzuspielen, Fehler zu machen“, erklärt Schnaderbeck. Wenngleich die Ergebnisse nicht im Mittelpunkt stehen, gelte es eine gute Performance abzuliefern – auch im Sinne der Eigenwerbung im Live-TV. „Durch die EM hat sich vieles zum Positiven verändert, Frauenfußball ist in Österreich angekommen. Es liegt an uns, die Welle weiter zu nutzen.“