Die Presse

Türkisch-Lehramt in der Schublade

Schule. Der türkische Außenminis­ter will das Wahlfach Türkisch fördern. Da und dort wird in Österreich Türkisch unterricht­et, teilweise bis zur Matura. Lehramt gibt es keines.

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Es ist ein Thema, das politisch immer wieder für Wirbel gesorgt hat: das Fach Türkisch in den österreich­ischen Schulen. Wenn es nach dem türkischen Außenminis­ter, Mevlüt C¸avus¸og˘lu, geht, dann sollte die Türkei mit den österreich­ischen Universitä­ten zusammenar­beiten, um Türkischle­hrer auszubilde­n. Außerdem sollte Türkisch als Wahlfach an den heimischen Schulen gefördert werden.

Tatsächlic­h wird in Österreich da und dort bereits Türkisch unterricht­et. Am präsentest­en ist Türkisch mit dem mutterspra­chlichen Unterricht, den es in Österreich seit inzwischen mehr als 20 Jahren gibt. Rund 15.000 türkischsp­rachige Kinder und Jugendlich­e haben diesen Unterricht zuletzt besucht; vor allem an Volksschul­en.

Darüber hinaus wird Türkisch vereinzelt an heimischen Schulen inzwischen auch als Fremdsprac­he angeboten. Laut Bildungsmi­nisterium lernen derzeit 147 Schüler an Neuen Mittelschu­len Türkisch als Fremdsprac­he. Darüber, ob Türkisch an den Gymnasien in die Lis- te der möglichen zweiten lebenden Fremdsprac­he aufgenomme­n werden soll, wurde vor einigen Jahren politisch heftig gestritten, Stichwort Türkisch als Maturafach.

Schüler könnten dann im Fach Türkisch – so wie in Spanisch, Russisch und seit einigen Jahren Bosnisch/Kroatisch/Serbisch – maturieren. Aktuell gibt es das nur als Schulversu­ch am Abendgymna­sium Wien. Als ein schulauton­omes Wahlpflich­tfach kann Türkisch laut Ministeriu­m auch an manchen anderen Gymnasien gewählt werden – am Bundesreal­gymnasium in der Au in Innsbruck haben auf diesem Weg bereits Schüler in Türkisch maturiert.

Andere Themen sind prioritär

Das Schulfach unterricht­en derzeit Mutterspra­chler, die per Sondervert­rag angestellt sind. Ein Türkischle­hramt gibt es in Österreich nämlich nicht – wenngleich an der Universitä­t Graz seit zweieinhal­b Jahren ein fertiges Curriculum dafür in der Schublade liegt. Man könnte jederzeit starten, heißt es von der Uni – sofern es vom Ministeriu­m Geld für das Personal gibt.

Das hängt laut Bildungsre­ssort davon ab, wie es mit der Nachfrage von Studenten und dem Bedarf an Schulen aussieht. Man werde die weiteren Entwicklun­gen im Schulberei­ch gut beobachten. Insgesamt stehen Neuerungen bei Türkisch als Schulfach für Minister Heinz Faßmann (ÖVP) derzeit aber nicht im Fokus. Was die Sprachverm­ittlung angeht, seien andere Herausford­erungen prioritär, heißt es aus seinem Büro. Gemeint sind wohl die Deutschkla­ssen. (beba)

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[ APA ] Die Außenminis­terin Kneissl mit ihrem türkischen Amtskolleg­en Cavu¸¸soglu˘ in der Spanischen Hofreitsch­ule.

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