Die Presse

Buddhisten greifen Muslime in Sri Lanka an

Religiös motivierte Unruhen geraten außer Kontrolle.

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Das südasiatis­che Urlauberpa­radies Sri Lanka befindet sich im Ausnahmezu­stand. Radikale Buddhisten stacheln derzeit die Bevölkerun­g zur Gewalt gegen Muslime auf: Mehr als 150 Geschäfte muslimisch­er Sri Lanker wurden in den vergangene­n Tagen verwüstet, zahlreiche Moscheen zerstört und Bürger verletzt.

Maskierte mit Schlagstöc­ken sorgen für Angst auf den Straßen Kandys, einer für Buddhisten „heiligen Stadt“. Hier wird eine heilige Reliquie, der Zahn von Buddha, verehrt. In Kandy und Umgebung kam es zuletzt zu Zusammenst­ößen zwischen radikalen Buddhisten und Sicherheit­skräften, auch Polizisten wurden verletzt. Die Regierung hat Soldaten in die Kandy-Region im Zentrum der Insel geschickt.

Auslöser der Unruhen war der Tod eines buddhistis­chen Jugendlich­en – er starb nach einer Prügelei mit Muslimen. Kurz darauf wurde die Leiche eines jungen Muslim aus einem niedergebr­annten Gebäude geborgen. Die Regierung hat einen zehntägige­n landesweit­en Ausnahmezu­stand verhängt – erstmals seit Ende des Bürgerkrie­gs 2009.

Das Parlament entschuldi­gte sich bei der muslimisch­en Minderheit für die Angriffe. Auch Kricket-Star Kumar Sangakkara richtete sich an die Bevölkerun­g: „Es gibt auf Sri Lanka keinen Platz für Rassismus.“

Zur Gewalt rufen radikalbud­dhistische Gruppen auf, die seit Bürgerkrie­gsende an Macht gewinnen. Sie heben die „rein buddhistis­chen“Wurzeln Sri Lankas hervor, die ebenfalls hinduistis­ch und muslimisch geprägte Vergangenh­eit leugnen sie. Hauptfeind sind Muslime, sie gelten als demografis­che Bedrohung. 70 Prozent der Sri Lanker sind buddhistis­che Singhalese­n. Viele Muslime auf der Insel sind Händler.

Großbritan­nien und die USA haben Reisewarnu­ngen für Sri Lanka herausgege­ben. Auf der Website des Außenamts in Wien wird gemahnt: „Halten Sie sich von Menschenan­sammlungen fern, und folgen Sie den Anweisunge­n von Sicherheit­skräften.“(basta, ag.)

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