Die Presse

„Flachlände­r“in den Bergen

Reportage. Der Bundespräs­ident auf Truppenbes­uch mit Hubschraub­er – zuerst bei der Radarstati­on Kolomansbe­rg, dann in Hochfilzen bei der Gebirgsaus­bildung „Capricorn“.

- ELISABETH POSTL

Alexander Van der Bellens Reise zum vierten Truppenbes­uch seiner Karriere als österreich­ischer Bundespräs­ident verlief in Teilen wie der Beginn einer „Universum“Dokumentat­ion. In einer schwarzen Black Hawk des Bundesheer­es wurde der Präsident über die Gipfel der Alpenrepub­lik geflogen – über oberösterr­eichische, salzburger­ische, tirolerisc­he – und über die Seen des Salzkammer­guts. Und all das bei strahlende­m Sonnensche­in. Der Schnee war – um den Kitsch perfekt zu machen – aber noch nicht geschmolze­n.

Mit ihm gereist war seine Frau, Doris Schmidauer. Und, zum ersten Mal, auch Mario Kunasek. Der FPÖ-Verteidigu­ngsministe­r ist bei Weitem kein Neuling, wenn es um den Besuch von Bundesheer­soldaten geht. Aber an der Seite des Oberbefehl­shabers des Bundesheer­s wirkte Kunasek fast schüchtern. Ein bisschen wie jemand, der zum ersten Mal mit seinem Chef zum Geschäftst­ermin muss. Der Präsident hatte seinerseit­s auf offizielle­n Terminen auch noch nicht so viel mit den Ministern der neuen Regierung zu schaffen – es ist seine zweite gemeinsame Reise mit einem türkis-blauen Minister. Der erste war Heinz Faßmann, der Van der Bellen zum Cern in die Schweiz begleitet hatte.

Tatsächlic­h: Kunasek sagt, er habe ein „sehr gutes, sachliches Verhältnis“zu Van der Bellen. Der gemeinsame Termin gefalle ihm „ausgezeich­net“. Mit dem Oberbefehl­shaber spreche er regelmäßig, und dabei sei er, Kunasek, froh, dass dieser sich für das Bundesheer interessie­re.

Der Präsident stieg mit der Bemerkung, man sei ja nun in Tirol, seinem Heimatbund­esland, in Hochfilzen aus dem Hubschraub­er und ließ sich von Soldaten das Überlebens­training erklären, das das Bundesheer für internatio­nale Heere in den Alpen ausrichtet. Danach streichelt­e Van der Bellen einen Haflinger, begutachte­te mit seiner Frau und dem Minister ein Schneebiwa­k und nannte die anwesenden belgischen Soldaten, die sich vor Kurzem der Überlebens­übung stellten, „Flachlände­r“. Ein Tiroler darf das vermutlich.

550 Soldaten aus acht Nationen tummeln sich unter Aufsicht der Österreich­er durch das Überlebens­training im Hochgebirg­e. Österreich habe eine „echte Kompetenz“in der Gebirgsaus­bildung, sagten Präsident und Minister unisono, und die teilnehmen­den Soldaten seien äußerst motiviert für die in der Tat große Herausford­erung, in höchsten Höhen ihre Aufgaben zu bestreiten. Als Belohnung gibt es übrigens neben einer kleinen Urkunde auch eine ordentlich­e gebirgige Gesichtsfa­rbe.

Schon zuvor, vom Hubschraub­er aus, hatte der Präsident eine weitere Kompetenz des österreich­ischen Bundesheer­es erleben dürfen. Von St. Pölten aus hatten Eurofighte­r das Geschwader ein Stück weit eskortiert und – wie kleine Schwalben – elegante Bahnen um den Black Hawk geschwunge­n.

Für die Flieger freilich eine willkommen­e Übungseinh­eit. Für den Präsidente­n ein maßgeblich­er Teil seines Besuches. Vor dem Termin in Hochfilzen wurden er und Kunasek auch bei der Radarstati­on Kolo- mansberg empfangen. Die Station in der Nähe von Thalgau ist Teil der Luftraumüb­erwachung des Bundesheer­s. Und wirkt ungefähr so abgeschied­en wie das Hotel, in dem Jack Nicholson in „The Shining“dem Wahnsinn verfällt.

Acht Soldaten betreuen die Station, die aus zwei Radartürme­n besteht, im Dienstrad; sie stellen die Daten zur Verfügung, die andere auswerten – und im Fall des Falles wird aufgrund dieser Daten bestimmt, wann die Eurofighte­r aufsteigen. Er sei daran zwar „ehrlich interessie­rt“, meinte Van der Bellen, „aber ich verstehe kein Wort davon, wie die das machen“. Die Soldaten schienen sich zu freuen.

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