Investoren stecken Milliarden in Ferienobjekte
Dank des boomenden Tourismus und der steigenden Nachfrage nach Unterkünften fließen Milliarden an Investorenkapital in europäische Urlaubsimmobilien. Am beliebtesten: Großbritannien, Polen, Tschechien und Ungarn.
Das Wachstum des europäischen Hotelmarkts hat sich auch im Vorjahr weiter fortgesetzt. Die Ursache: der anhaltende Tourismusboom, der in der Branche für großen Umsatz sorgt. Laut einem aktuellen Marktbericht von Engel & Völkers Hotel Consulting ist die Zahl der Reisenden gegenüber 2016 um starke acht Prozent auf insgesamt 671 Millionen angestiegen. Damit konnte in Europa ein viermal so starker Nachfrageanstieg verzeichnet werden wie auf globaler Ebene, heißt es in dem Bericht.
Damit nicht genug: Die durchschnittliche Auslastung der Zimmer habe sich im Vorjahr um 2,4 Prozent erhöht, der durchschnittlich erzielbare Zimmerpreis um 3,1 Prozent auf 111 Euro.
Europa bleibt also das beliebteste Reiseziel der Welt – und das zum mittlerweile achten Mal in Folge. Für den überwiegenden Teil der Nachfrage nach Unterkünften – konkret knapp 90 Prozent – zeichnen dabei die Europäer selbst verantwortlich. Laut der Europäischen Tourismuskommission (ETK) stützte sich die regionale Expansion im Vorjahr auf das Wirtschaftswachstum in wichtigen Quellmärkten und die Erholung von Destinationen, die wegen Sicherheitsbedenken einen Abschwung verzeichnet hatten. Positiv: Nahezu alle erfassten Destina- tionen durften sich über mehr Touristen freuen, bei mehr als der Hälfte betrug der Zuwachs sogar mehr als zehn Prozent.
Was den durchschnittlichen Zimmerertrag (RevPar) betrifft – dabei handelt es sich neben der Auslastung und dem Nettozimmerpreis (ADR) um eine der wichtigsten Hotelkennzahlen –, verzeichnete Osteuropa im Vorjahr mit einem Plus von fast elf Prozent die größten Wachstumsraten. Zum Vergleich: In ganz Europa belief sich der Anstieg auf 5,6 Prozent, in Westeuropa gar „nur“auf 2,2 Prozent. Auffallend stark stieg der durchschnittliche Zimmerertrag im Übrigen auch in Südeuropa: plus 9,5 Prozent.
„Die starke Entwicklung der Übernachtungszahlen in der CEE-Region entgeht auch Hotelbetreibern, Developern und Investoren nicht – sie wollen nach langer Pause an dem Aufschwung partizipieren“, erklärt Martin Schaffer, Managing Partner beim Hotelimmobilienspezialisten MRP Hotels. Dabei konzentriere sich internationales Investorenkapital auf die drei wichtigsten und größten Hotel- märkte der CEE-Region: Polen, Tschechien und Ungarn. „Cashflows und Erträge sind dort auch höher für die Betreiber“, erklärt Schaffer den Hintergrund.
Wie Daten von CBRE aufzeigen, floss im Vorjahr ein Rekordvolumen von 21,6 Milliarden Euro (plus 16 Prozent gegenüber 2016) in europäische Hotelimmobilien, wodurch der bisherige Höchstwert von 21,2 Milliarden Euro aus dem Jahr 2015 knapp übertroffen werden konnte. Am meisten investiert wurde dabei in Großbritannien. Ungeachtet des anstehenden Brexit stieg das Transaktionsvolumen um knapp 40 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Den zweiten Platz belegt Deutschland mit rund vier Milliarden Euro – dieses Volumen liegt allerdings um 20 Prozent unter dem Vorjahreswert, so Olivia Kaussen, Head of Hotels bei CBRE Deutschland. Um beachtliche 88 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro stieg hingegen das Transaktionsvolumen in Spanien.
Für Experten besteht jedenfalls kein Zweifel daran, dass sich Hotelimmobilien längst zur Assetklasse etabliert haben – nicht zuletzt aufgrund der vergleichsweise attraktiven Renditeaussichten. Allerdings sind die Spitzenrenditen in einigen Märkten im Vorjahr weiter zurückgegangen – in deutschen Kernmärkten haben sie etwa die Vier-Prozent-Grenze erreicht.
Bei Engel & Völkers Hotel Consulting unterstreicht man, dass der aktuelle Investmentboom in Europa nachhaltig sei. „Die Pipeline ist mit 300.000 Zimmern für die nächsten drei Jahre sehr gut gefüllt“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Andreas Ewald. Damit keine Überkapazitäten entstehen, müsse sich der Markt weiterhin so positiv entwickeln. Daher sei es bei Investitionsentscheidungen auch entscheidend, die Makro- und Mikrolage bis hin zur Hausnummer genau zu analysieren. Nur dann könnten auch schwächere Phasen auf dem Hotelmarkt überstanden werden.
Angesichts der rasanten Entwicklung des Hotelmarkts und des regen Investoreninteresses ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass bei der diesjährigen Mipim einiges rund um das Thema Hotel und Tourismus auf dem Konferenzprogramm steht. „Von Jahr zu Jahr sind immer mehr Hotelfachleute-Aussteller im Hotel- und Tourismuspavillon zu finden“, sagt Ronan Vaspart, Direktor der Fachmesse. Außer diesem Pavillon sind heuer auch etliche neue Aussteller vertreten – etwa die TUI Group, Clink Hostel, Tyd oder Beds & Bars –, ebenso wie eine Reihe von Ländern, die Hotelinvestoren auf sich aufmerksam machen möchten.
Die Chancen stehen gut, dass Hotels auch bei der Mipim eine große Rolle spielen werden – der allgemein positive Ausblick für den europäischen Tourismus sollte zu einer gesteigerten Nachfrage nach Unterkünften führen.