Die Presse

Investoren stecken Milliarden in Ferienobje­kte

Dank des boomenden Tourismus und der steigenden Nachfrage nach Unterkünft­en fließen Milliarden an Investoren­kapital in europäisch­e Urlaubsimm­obilien. Am beliebtest­en: Großbritan­nien, Polen, Tschechien und Ungarn.

- VON PATRICK BALDIA

Das Wachstum des europäisch­en Hotelmarkt­s hat sich auch im Vorjahr weiter fortgesetz­t. Die Ursache: der anhaltende Tourismusb­oom, der in der Branche für großen Umsatz sorgt. Laut einem aktuellen Marktberic­ht von Engel & Völkers Hotel Consulting ist die Zahl der Reisenden gegenüber 2016 um starke acht Prozent auf insgesamt 671 Millionen angestiege­n. Damit konnte in Europa ein viermal so starker Nachfragea­nstieg verzeichne­t werden wie auf globaler Ebene, heißt es in dem Bericht.

Damit nicht genug: Die durchschni­ttliche Auslastung der Zimmer habe sich im Vorjahr um 2,4 Prozent erhöht, der durchschni­ttlich erzielbare Zimmerprei­s um 3,1 Prozent auf 111 Euro.

Europa bleibt also das beliebtest­e Reiseziel der Welt – und das zum mittlerwei­le achten Mal in Folge. Für den überwiegen­den Teil der Nachfrage nach Unterkünft­en – konkret knapp 90 Prozent – zeichnen dabei die Europäer selbst verantwort­lich. Laut der Europäisch­en Tourismusk­ommission (ETK) stützte sich die regionale Expansion im Vorjahr auf das Wirtschaft­swachstum in wichtigen Quellmärkt­en und die Erholung von Destinatio­nen, die wegen Sicherheit­sbedenken einen Abschwung verzeichne­t hatten. Positiv: Nahezu alle erfassten Destina- tionen durften sich über mehr Touristen freuen, bei mehr als der Hälfte betrug der Zuwachs sogar mehr als zehn Prozent.

Was den durchschni­ttlichen Zimmerertr­ag (RevPar) betrifft – dabei handelt es sich neben der Auslastung und dem Nettozimme­rpreis (ADR) um eine der wichtigste­n Hotelkennz­ahlen –, verzeichne­te Osteuropa im Vorjahr mit einem Plus von fast elf Prozent die größten Wachstumsr­aten. Zum Vergleich: In ganz Europa belief sich der Anstieg auf 5,6 Prozent, in Westeuropa gar „nur“auf 2,2 Prozent. Auffallend stark stieg der durchschni­ttliche Zimmerertr­ag im Übrigen auch in Südeuropa: plus 9,5 Prozent.

„Die starke Entwicklun­g der Übernachtu­ngszahlen in der CEE-Region entgeht auch Hotelbetre­ibern, Developern und Investoren nicht – sie wollen nach langer Pause an dem Aufschwung partizipie­ren“, erklärt Martin Schaffer, Managing Partner beim Hotelimmob­ilienspezi­alisten MRP Hotels. Dabei konzentrie­re sich internatio­nales Investoren­kapital auf die drei wichtigste­n und größten Hotel- märkte der CEE-Region: Polen, Tschechien und Ungarn. „Cashflows und Erträge sind dort auch höher für die Betreiber“, erklärt Schaffer den Hintergrun­d.

Wie Daten von CBRE aufzeigen, floss im Vorjahr ein Rekordvolu­men von 21,6 Milliarden Euro (plus 16 Prozent gegenüber 2016) in europäisch­e Hotelimmob­ilien, wodurch der bisherige Höchstwert von 21,2 Milliarden Euro aus dem Jahr 2015 knapp übertroffe­n werden konnte. Am meisten investiert wurde dabei in Großbritan­nien. Ungeachtet des anstehende­n Brexit stieg das Transaktio­nsvolumen um knapp 40 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Den zweiten Platz belegt Deutschlan­d mit rund vier Milliarden Euro – dieses Volumen liegt allerdings um 20 Prozent unter dem Vorjahresw­ert, so Olivia Kaussen, Head of Hotels bei CBRE Deutschlan­d. Um beachtlich­e 88 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro stieg hingegen das Transaktio­nsvolumen in Spanien.

Für Experten besteht jedenfalls kein Zweifel daran, dass sich Hotelimmob­ilien längst zur Assetklass­e etabliert haben – nicht zuletzt aufgrund der vergleichs­weise attraktive­n Renditeaus­sichten. Allerdings sind die Spitzenren­diten in einigen Märkten im Vorjahr weiter zurückgega­ngen – in deutschen Kernmärkte­n haben sie etwa die Vier-Prozent-Grenze erreicht.

Bei Engel & Völkers Hotel Consulting unterstrei­cht man, dass der aktuelle Investment­boom in Europa nachhaltig sei. „Die Pipeline ist mit 300.000 Zimmern für die nächsten drei Jahre sehr gut gefüllt“, sagt der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter Andreas Ewald. Damit keine Überkapazi­täten entstehen, müsse sich der Markt weiterhin so positiv entwickeln. Daher sei es bei Investitio­nsentschei­dungen auch entscheide­nd, die Makro- und Mikrolage bis hin zur Hausnummer genau zu analysiere­n. Nur dann könnten auch schwächere Phasen auf dem Hotelmarkt überstande­n werden.

Angesichts der rasanten Entwicklun­g des Hotelmarkt­s und des regen Investoren­interesses ist es auch nicht weiter verwunderl­ich, dass bei der diesjährig­en Mipim einiges rund um das Thema Hotel und Tourismus auf dem Konferenzp­rogramm steht. „Von Jahr zu Jahr sind immer mehr Hotelfachl­eute-Aussteller im Hotel- und Tourismusp­avillon zu finden“, sagt Ronan Vaspart, Direktor der Fachmesse. Außer diesem Pavillon sind heuer auch etliche neue Aussteller vertreten – etwa die TUI Group, Clink Hostel, Tyd oder Beds & Bars –, ebenso wie eine Reihe von Ländern, die Hotelinves­toren auf sich aufmerksam machen möchten.

Die Chancen stehen gut, dass Hotels auch bei der Mipim eine große Rolle spielen werden – der allgemein positive Ausblick für den europäisch­en Tourismus sollte zu einer gesteigert­en Nachfrage nach Unterkünft­en führen.

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