Die Presse

Hochspannu­ng um Büromöbel-Deal

Wettbewerb. Wenn die BWB am Montag entscheide­t, ob Erhard Grossnigg und Martin Bartenstei­n Hali und Svoboda kaufen dürfen, könnte es einen Strategies­chwenk der Wettbewerb­shüter geben.

- VON HEDI SCHNEID

Eine „Büromöbelg­ruppe europäisch­en Formats“– die Schaffung eines solch schlagkräf­tigen Unternehme­ns schwebt dem Sanierer Erhard Grossnigg und ExWirtscha­ftsministe­r Martin Bartenstei­n vor. Der Knackpunkt für den von ihnen geplanten Zukauf von Hali und der insolvente­n Svoboda ist freilich weder das Geld noch das Know-how: Das Unternehme­rduo, das über die BGO Holding bereits Bene und Neudoerfle­r besitzt, hat bei vielen Firmen Saniererqu­alitäten bewiesen. Bene und Neudoerfle­r schreiben inzwischen auch schwarze Zahlen.

Das Gelingen des Unterfange­ns hängt vielmehr einzig und allein von der Bundeswett­bewerbsbeh­örde (BWB) ab. Deshalb herrscht Hochspannu­ng: Am Montag läuft die Frist zur Stellung eines Antrags auf Prüfung des Zusammensc­hlusses im kartellger­ichtlichen Verfahren ab. Das heißt, BWB-Chef Theodor Thanner muss Farbe bekennen: Entweder er genehmigt den Zusammensc­hluss, der am 12. Februar angemeldet worden ist. Oder er leitet eben ein Prüfverfah­ren beim Kartellger­icht ein.

Die Frage, die sich alle Involviert­en stellen und die just dieses Verfahren so interessan­t macht: Vollzieht Thanner tatsächlic­h jenen Strategies­chwenk in der Beurteilun­g, den er im Zusammenha­ng mit der Pleite der Fluglinie Niki mehrfach angesproch­en hat? „Zusammensc­hlüsse müssen viel mehr unter gesamtwirt­schaftlich­en und standortpo­litischen Gesichtspu­nkten – auch im Hinblick auf den Erhalt von Arbeitsplä­tzen – beurteilt werden“, sagte Thanner kürzlich.

In diesem Zusammenha­ng forderte er eine neue Ausrichtun­g des Wettbewerb­srechts. Gerade im Fall von Insolvenze­n und der Rettung von Pleiteunte­rnehmen mithilfe von Übernahmen sollte ein Umdenken erfolgen. So könnten auch die Gläubiger besser bedient werden. Im aktuellen Fall trifft das zu: Bei Hali geht es um rund 230 und bei der insolvente­n Svoboda um gut 100 Arbeitsplä­tze.

Thanner macht sich mit seinem Team die Entscheidu­ng nicht leicht, zumal es recht unterschie­dliche Expertenme­inungen zum Marktantei­l gibt. Der Marktforsc­her Kreutzer Fischer & Partner kommt in einer Branchenan­alyse für die vier Büromöbelh­ersteller zusammen auf knapp 50 Prozent. Die Zahlen stammen allerdings von 2016 und enthalten, wie die BGO anführt, keine Möbelhäuse­r (die ebenfalls Büromöbel verkaufen) und keine ausländisc­hen Anbieter. Grossnigg verweist daher auf Zahlen des Marktforsc­hers CSIL, der internatio­nale Aspekte einbezieht. Er kommt für alle vier Firmen auf einen Marktantei­l von nur 24 Prozent, wobei auf Bene 7,3, auf Neudoerfle­r 6,1, auf Hali 6,5 und auf Svoboda 4,3 Prozent entfallen.

Deshalb hat die BWB selbst „in den Markt hineingehö­rt“. 300 Kunden und 172 Mitbewerbe­r im In- und Ausland wurden befragt – ein Novum der Behörde. Das Ergebnis lasse den Schluss zu, dass es sehr wohl zu einer marktbeher­rschenden Stellung kommen könnte und infolgedes­sen auch zu Preiserhöh­ungen, verlautete dazu aus der BWB. Der Kartellanw­alt habe deshalb bereits durchblick­en lassen, dass er einen Prüfantrag stellen werde.

Thanner will dennoch nicht ausschließ­en, dass es trotz dieser Hürden eine Genehmigun­g geben könnte. „Es steht 50:50“, sagt der BWB-Chef und verweist auf ein weiteres Treffen mit den Beteiligte­n am Freitag. „Dort werden wir noch einmal alle Aspekte diskutiere­n.“Dort werde auch eine weitere Marktstudi­e vorgelegt.

Zwei Argumente würden für eine Genehmigun­g sprechen, betont Thanner: Wenn durch die Konzentrat­ion der vier Firmen eine Effizienzs­teigerung zu erwarten sei. Oder wenn man von einer „Sanierungs­fusion“sprechen könne und es zudem keine anderen Käufer gebe. Thanner: „Wir wägen alle Argumente ab.“

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