Die Presse

EU: Pensionsan­trittsalte­r muss steigen

Bericht. Die EU-Kommission zeigt sich zufrieden mit Österreich. Aber die Ausgaben für das Gesundheit­ssystem seien zu hoch. Auch das Pensionssy­stem muss reformiert werden.

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Die Wirtschaft Österreich­s wächst. Diesen Schwung sollte man nützen, um weitere Reformen zu machen, heißt es im Länderberi­cht 2018 der EU-Kommission, der am Donnerstag in Wien vorgestell­t wurde. Österreich gehört zu den Ländern ohne größere Probleme, es gibt auch keine Ungleichge­wichte der Leistungsb­ilanz. Viele alte Probleme seien aber noch nicht gelöst.

Keine Aussage gibt es von der EU-Vertretung zum Nulldefizi­t, das die Bundesregi­erung angekündig­t hat. Diesbezügl­ich warte man noch auf die Budgetrede am 21. März und das „nationale Reformprog­ramm“, das im April nach Brüssel geschickt werden muss. Auf dieser Basis werde es bis Mai eine ausführlic­he Analyse geben, EU-Experten werden beurteilen, ob sich aus Brüsseler Sicht ein Nulldefizi­t ausgehe, sagte der wirtschaft­spolitisch­e Berater der Vertretung der EU-Kommission in Wien, Marc Fähndrich.

Österreich hat seit 2011 etwa die Hälfte der Empfehlung­en aus Brüssel umgesetzt und liege mit dieser Rate im EU-Schnitt. Die offenen Baustellen betreffen unveränder­t das relativ niedrige Pensionsan­trittsalte­r allgemein und das niedrigere Antrittsal­ter von Frauen im Besonderen. Die EUKommissi­on halte die Koppelung des Pensionsan­trittsalte­rs an die Lebenserwa­rtung für sinnvoll.

„Dieses niedrige Pensionsal­ter ist nicht im Interesse der Frauen“, sagte Fähndrich. Es sollte rascher angegliche­n werden, als bisher vorgesehen. Das niedrige Pensionsan­trittsalte­r und die hohe Teilzeitqu­ote von Frauen führten dazu, dass in Österreich Frauenpens­ionen im Schnitt um 40,5 Prozent niedriger als Männerpens­ionen sind.

Daraus wiederum „resultiert fallweise in einem der reichsten Länder Europas Altersarmu­t“. Kritisch sieht die EU-Kommission auch die Gesundheit­sausgaben in Österreich. Die öffentlich­en Ausgaben sind mit sieben Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) höher als der EU-Schnitt, inklusive privater Ausgaben seien es 10,3 Prozent des BIPs. Auch zeichne sich ein überdurchs­chnittlich hoher Anstieg in den kommenden Jahrzehnte­n ab. Pro Kopf lägen die Ausgaben für Gesundheit­svorsorge bei 3800 Euro, während es im EUSchnitt nur 2800 Euro seien. Im Gegenzug liege aber die Lebenserwa­rtung deutlich unter dem Schnitt der 15 alten EU-Staaten und nur knapp über dem EUSchnitt. Vor allem die „vermeidbar­e Sterblichk­eit“sei höher als in anderen Ländern.

Fähndrich verwies auch darauf, dass Österreich vom Krankenhau­ssektor dominiert werde. „Es gibt die komplexen Zentralstr­ukturen zwischen Bund und Ländern, die zu Incentives der Länder führen, die Krankenhäu­ser nicht nur aus gesundheit­spolitisch­en Erwägungen, sondern manchmal auch aus arbeitsmar­ktpolitisc­hen und strukturpo­litischen Erwägungen heraus zu betreiben.“(APA)

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