Die Presse

China will „neuen Typ internatio­naler Beziehunge­n“

China. Wer von dem Milliarden­projekt „Neue Seidenstra­ße“profitiere­n will, muss zuerst eine Absichtser­klärung unterzeich­nen.

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China baut an einer neuen Weltordnun­g. „Wir wollen einen neuen Typ internatio­naler Beziehunge­n schaffen“, sagte Außenminis­ter Wang Yi am Rande der Jahrestagu­ng des Volkskongr­esses vor der Presse in Peking. Die Zeiten könnten nicht besser sein. Mit dem Rückzug der Supermacht USA durch seine „Amerika zuerst“-Politik überlässt US-Präsident Donald Trump den Chinesen in vielen Ecken der Erde das Feld.

Und während Trump den Etat seines Außenminis­teriums um 30 Prozent zusammenst­reicht, stockt China um 15 Prozent auf.

Im Mittelpunk­t des Aufbaus einer Weltordnun­g in Chinas Sinne steht die „Neue Seidenstra­ße“. Es geht um milliarden­schwere Investitio­nen in Wirtschaft­s- und Handelskor­ridore zwischen China und Europa, Afrika, bis nach Lateinamer­ika, aber auch innerhalb Asiens. Das ehrgeizige geostrateg­ische Vorhaben von Staats- und Parteichef Xi Jinping wird wie eine ideologisc­he Kampagne vorangetri­eben. Die Pläne sind attraktiv, weil China mit Milliarden für Infrastruk­tur winkt. Die Europäer haben mit dem Vorhaben aber so ihre Probleme. Es fehlt an internatio­nalen Standards, der nötigen Transparen­z, Umweltschu­tzgarantie­n, gleichen Wettbewerb­sbedingung­en und öffentlich­en Ausschreib­ungen. Europäisch­e Unternehme­n wären zwar interessie­rt, doch machen zu 90 Prozent chinesisch­e Unternehme­n das Geschäft. Gewarnt wird auch, dass kleinere Staaten leicht in eine Schuldenfa­lle und hohe Abhängigke­it von China geraten.

Wer mitmachen will, muss erst einmal eine scheinbar harmlose „Absichtser­klärung“(MoU) unterschre­iben. Mehr als 80 Staaten listet Peking schon stolz auf, darunter viele osteuropäi­sche Länder, die auf Investitio­nen hoffen. Jetzt nimmt China auch größere Staaten ins Visier. „Die Chinesen wollen unbedingt, dass auch ein westeuropä­isches Land unterschre­ibt“, berichtet ein europäisch­er Diplomat. „Ein Mitglied der G7-Gruppe der sieben führenden Industrien­ationen wäre eine ganz besondere Trophäe.“Gegenwärti­g werden besonders das schwächeln­de G7-Mitglied Italien sowie die Niederland­e und Österreich unter Druck gesetzt. „Die Vereinbaru­ng hat schließlic­h starken symbolisch­en Charakter“, sagt der Diplomat. (APA)

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