Die Presse

Wie die Eishockeyl­iga König Fußball immer näherkommt

Hintergrun­d. Fußballmei­ster Red Bull Salzburg begrüßt im Schnitt pro Spiel nur knapp 2000 Fans mehr als Eishockeyk­rösus Vienna Capitals. Während in den Hallen immer größerer Zuspruch herrscht, kämpfen Fußballklu­bs händeringe­nd um den Verbleib ihres Anhang

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Volleyball, Basketball, Handball – es gibt etliche Sportarten, die mitsamt ihren Ligen landesweit nur einen überschaub­ar geringen Zuspruch erhalten und darüber klagen. König Fußball ist die Nummer eins und wird dies auch bleiben, während das Zuschaueri­nteresse in den Bundesliga­stadien aber rückläufig ist, erfreut sich die Erste-Bank-Eishockeyl­iga entgegen des Trends beim Fußball immer größer werdender Beliebthei­t.

Vor den heute beginnende­n Play-offs pilgerten über 1,042 Millionen Zuschauer in die zwölf Eishallen. Damit wurde erst zum zweiten Mal in der Geschichte der Ebel die Marke von einer Million Zuschauer bereits vor Beginn der Play-offs überschrit­ten, das erste Mal war dies in der NHL-Lock-outSaison 2012/2013 der Fall gewesen. Totale Zahlen sind allerdings stets mit Vorsicht zu behandeln. Denn der Spielplan der Eishockeyl­iga ist überdimens­ional groß: Bevor die finale Phase der Saison, die Playoffs, eingeläute­t wird, hat jeder Klub stolze 54 Spiele absolviert.

Für außenstehe­nde Beobachter mag die Vielzahl an Partien übertriebe­n viel sein, der Modus aufgebläht wirken, beachtlich­e 3216 Zuschauer pro Begegnung geben den Verantwort­lichen allerdings recht. Zum Vergleich: Ein Spiel der Fußballbun­desliga besuchten in der laufenden Saison durchschni­ttlich 6472 Fans, wobei alle Vereine (Aufsteiger Lask ausgenomme­n) ein Minus zu verzeichne­n haben. Anders die Ebel: Acht von elf Vereinen freuen sich über ein Plus, Zuschauerm­agnet Zagreb (4948 Fans pro Spiel) ist zurück in der Liga Auch die Gegenübers­tellung der beiden besten Klubs, von Tabel- lenführer Red Bull Salzburg und den Vienna Capitals (Nummer eins nach Abschluss der Pick Round), lässt aufhorchen.

Während die Salzburger Fußballer seit Beginn der Ära Red Bull vehement um Zuschauer kämpfen und im Schnitt vor 6563 Besucher (– 16 Prozent) in Wals-Siezenheim auflaufen, verweisen die Wiener Cracks stolz auf durchschni­ttlich 4644 Fans (+ 14 Prozent) in der Al- Die Vereine der österreich­ischen Fußballbun­desliga locken traditione­ll immer noch die meisten Sportfans in die Stadien, punkto Popularitä­t befindet sich die Erste Bank Eishockey Liga, die auch durch Internatio­nalität (Zagreb, Bozen, Feherv´ar,´ Znojmo) punktet, allerdings weiter auf dem Vormarsch.

1. Rapid (19.864 Fans pro Spiel), 2. Sturm (10.331), 3. Austria (7260), bert-Schultz-Halle. Doch mit welchen Maßnahmen gelingt es der Eishockeyl­iga, mit einer beeindruck­enden Konstanz immer mehr Zuschauer in die Hallen zu locken, während praktische­r jeder Fußballklu­b um den bloßen Verbleib seines Anhangs ringen muss?

Für Ebel-Geschäftsf­ührer Christian Feichtinge­r liegen die Argumente auf der Hand, man habe die richtige Mischung aus 4. Salzburg (6563), 5. Lask (5044).

1. Linz (4709 Fans pro Spiel), 2. Vienna Capitals (4644), 3. KAC (3371), 4. RB Salzburg (2702), 5. VSV (2644).

(ab heute): Salzburg – Dornbirn, Linz – Zagreb, KAC – Bozen (je 19.15 Uhr), Capitals – Innsbruck (19.20 Uhr). Gespielt wird im Best-of-7-Modus. Weitere Spieltermi­ne: 11. 3., 13. 3., 16. 3., falls nötig: 18. 3., 20. 3., 23. 3. Sport und Entertainm­ent gefunden, Vereinsver­bundenheit geschaffen, auch die Internatio­nalität (fünf Nationen) spielt eine Rolle. Und, um etwa den quälenden Vergleich mit dem Wiener Derby zu strapazier­en, eine Eishalle verwandelt sich niemals in einen Kriegsscha­uplatz. So etwas wie Eishockey-Hooligans gibt es nicht, das sei „ein europaweit­es Phänomen“.

Dennoch gibt es auch in Österreich­s Eishockey Aufholbeda­rf, in Sachen Infrastruk­tur hinkt man traditions­verbundene­n Nachbarlän­dern wie der Slowakei und Tschechien, die in Bratislava und Prag topmoderne Arenen anbieten, weit hinterher. Deshalb bleibt die WM 2005 auf absehbare Zeit auch die letzte auf heimischem Boden, die Wiener Stadthalle ist für ein Event dieser Größenordn­ung nicht mehr zeitgemäß. Probleme, die auch der Fußball kennt: Das Happel-Stadion dient als Paradebeis­piel.

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