Schattiges Büro
E in freundliches Büroambiente ist die halbe Miete, kann man ruhig sagen. Wenn die Sonne zum Fenster hereinlacht und der Blick hinaus ins Grün schweifen kann, dann spannt sich die Seele und beschleunigt die Synapsen. Und der Lenz naht . . .
Genug mit diesem Schwulst! Reden wir von Ernsterem. Das Palais Kaunitz, Nervenzentrale des Verwaltungsbetriebs am Ballhausplatz, hat eine Schokoladenseite (die wendet sich dem Volksgarten zu) und eine graue düstere Front, die in die Schauflergasse blickt. Dort, just dort, wurde nach 1945 schnell, schnell die Büroflucht für den Bundeskanzler restauriert. Und der holzgetäfelte Kasten entsprach genau dem Repräsentationsbedürfnis der Herren Figl und Raab. „Handelskammerbarock“spottete ein späterer Benützer über das teure Edelholzzimmer. Aber Bruno Kreisky residierte trotzdem dort. „Ich werd’ hier trübsinnig“, jammerte Fred Sinowatz. Aber auch er blieb und duldete. Erst Wolfgang Schüssel verlegte seine Arbeitsstätte an die sonnige Volksgartenfront.
Und so blieb’s – bis zum jüngsten Bundeskanzler, den Österreich je hatte. Warum Herr Kurz jetzt in die Düsternis zurückkehrte, ganz ohne Not, bleibt sein Geheimnis. Ob der junge Fant Sebastian dort wie der alte Bruno 13 Jahre ausharren kann, oder aber schrumpelig und mieselsüchtig wird – man ist gespannt. (hws)