Duo des absurden Dialogs
Porträt. Ulrike Haidacher und Antonia Stabinger machen als Flüsterzweieck schräges Kabarett. Gern auch auf FM4 – Stabinger etwa als „Zudeckerin“.
Flüsterzweieck machen schräges Kabarett – die zwei Protagonistinnen im Porträt.
Wer sich mit Ulrike Haidacher und Antonia Stabinger trifft, bekommt schnell einen Eindruck davon, wie es ihren Freunden ergangen sein mag. Die, erzählen die beiden, hätten sich nämlich beim Fortgehen zunehmend darüber beklagt, den Unterhaltungen zwischen den beiden nicht folgen zu können.
Zu sehr würden die beiden dann „in Figuren und Sprachen reden, Rollen spielen und sich die ganze Zeit darüber abhauen“. Klar ist dabei nur: Die beiden nehmen gerade wieder irgendetwas aufs Korn. Inzwischen haben die beiden diese Art von Interaktion großteils auf die Bühne verlagert. „Seitdem“, sagt Antonia Stabinger, „sind wir sehr viel unanstrengender.“
Kennengelernt haben sich die beiden 1999 bei einem Schultheaterprojekt. Schon damals, zeigt eine alte VHS-Kassette, war die Rollenverteilung zwischen den beiden ähnlich wie heute. Wiedergetroffen haben sie sich erst Jahre später. Da hatten beide zuvor in Graz einen Bachelor in Germanistik gemacht, waren für das Diplom nach Wien gezogen, hatten, siehe oben, begonnen, gemeinsam auszugehen. Es war Haidacher, die da schon unbedingt „was auf der Bühne machen“wollte, während sich Stabinger eher für Film interessierte. Gemeinsam traten die beiden also 2009 beim Grazer Kleinkunstvogel an, haben „15 Minuten lang das gemacht, von dem wir uns vorgestellt haben, dass es lustig sein könnte“– und gewannen den Jurypreis, ein 90-Minutenprogramm im Grazer Theatercafe´ (Haidachers heimliches Ziel). „Damit waren wir unter Zugzwang, das Ganze zu professionalisieren. Es hat so gut funktioniert, dass wir es halt bis jetzt noch machen.“
Szenen, Sketches und Satire
Was das ist, ist schwer zu beschreiben. „Es ist eine Form, die es im Kabarett eigentlich nicht gibt“, bestätigen sie. Als Theater kabarett performance werden sie aktuell mit ihrem vierten Programm„ Stabile Eskalation“im Kosmos theater angekündigt. Die kurzen Szenen, Sketches und Nonsense-Dialoge – nie wenden sich die beiden direkt ans Publikum – entstehen in der Improvisation, werden erst danach niedergeschrieben .„ Wir haben schnell den Status als innovativ bekommen – vielleicht, weil wir keine Vorbilder hatten“, sagt Stabinger.
Sie gibt gern die Überengagierte, Enthusiastische, Haidacher die eher verstörenden, nicht so gefälligen Figuren. Die Form ist den beiden dabei wichtig, jedes der bisher vier Program- me ist ein wenig anders aufgebaut, sagt Haidacher, „damit uns selbst nicht langweilig wird“. Von ihren absichtlich langen Titeln haben sie sich inzwischen verabschiedet, haben eingesehen, warum die Kollegen kurze verwenden. „Allein schon, weil das sonst in keinen Programmkalender passt.“Sonst schätze es ihr Publikum, „dass es keine Schenkelklopfer gibt, dass man nicht alles am Silbertablett serviert bekommt“.
Gemeinsam arbeiten die beiden auch für FM4, sind seit 2012 in Comedy-Kolumnen im Radio zu hören. In der Serie „Flüsterzweieck in der großen Stadt“zeichneten sie die Erlebnisse einer „glücklichen Familie“in einem hörbaren Bilderbuch. Stabinger arbeitet auch in der Programmgestaltung und fungierte in einer Kolumne in der „Morning Show“zunächst als „Aufde- ckerin“, wurde mit der neuen, türkisblauen Regierung allerdings zur „Zudeckerin“, in der sie Putin-Puppen bastelt oder dazu rät, seine Wut zu ersticken („Mein erstes Werk war ein fantasievoller Tischläufer, auf den ich in kunstvollen Lettern mit Inbrunst das Wort ,OASCH‘ gestickt habe. Praktisch: Bei Konflikten am kleinkarierten Mittagstisch muss ich ab jetzt keine schlechten Wörter mehr benutzen, sondern brauche nur noch zu deuten.“)
Für die satirische Nachrichtensendung „Tagespresse Aktuell“begab sich Stabinger im Herbst als Reporterin Elisabeth Köstlicher mit dem Mikro für Befragungen auf die Straße. Dass die Tagespresse unlängst die APA-Meldung zu Eva Glawischnig/Novomatic ohne Änderung übernahm, findet sie symptomatisch. „Durch die tatsächlichen Nachrichten wird einem das Grundhandwerkszeug der Satire genommen.“
Von ihrer Liebe zum Absurden zeugt auch der Name Flüsterzweieck. Abgeleitet ist es von einem „lustigen Wort aus dem Germanistikstudium“der beiden, dem Flüsterdreieck, das beim Flüstern zwischen den Stimmlippen entsteht. Außerdem seien sie natürlich gar nicht leise, ergänzt Haidacher, „auch deshalb hat uns das gut gefallen“.