Die Presse

Löger zeigt Online-Anbietern von Glücksspie­l die Rote Karte

Gesetz. Glücksspie­lseiten im Internet sollen künftig geblockt werden. Der Spielersch­utz würde dadurch nicht steigen, kritisiert die Branche.

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Nach österreich­ischem Gesetz ist die Sache klar: Es gibt eine Lizenz für Online-Glücksspie­le. Und die ist im Besitz der zu den Casinos Austria gehörenden Lotterien. Bis auf ihre Glücksspie­lHomepage Win2Day sind demnach alle anderen Online-Glücksspie­langebote illegal. Dass es dennoch eine Vielzahl an anderen Angeboten gibt, die zum Teil auch kräftig beworben werden, hängt mit einer Besonderhe­it der österreich­ischen Gesetzgebu­ng zusammen. Hierzuland­e gelten Sportwette­n nämlich nicht als Glücksspie­l. Und dass diese Sportwette­nbetreiber auf ihren Homepages auch Casino-Spiele angeboten haben, wurde vom Gesetzgebe­r in der Vergangenh­eit geduldet. Die Betreiber der Homepages stehen wiederum auf dem Rechtsstan­dpunkt, dass sie ihr in anderen EULändern lizenziert­es Angebot aufgrund der Dienstleis­tungsfreih­eit ohnehin auch in Österreich anbieten dürfen.

Diese Duldung soll nun jedoch enden. So wird Finanzmini­ster Hartwig Löger noch diese Woche eine Novelle des Glücksspie­lgesetzes in Begutachtu­ng schicken, mit der die bisher gelebte Praxis abgedreht wird. So sollen die heimischen Internetpr­ovider dazu verpflicht­et werden, die aus Sicht des Finanzmini­steriums illegalen Seiten zu blockieren. Zudem sollen sämtliche Verträge zwischen den Anbietern und Spielern für nichtig erklärt werden. Letztere könnten somit ihr verlorenes Geld zurückklag­en. Diese Punkte wurden aus einem wieder zurückgezo­genen Entwurf unlängst bekannt. „Daran wird sich aber auch im endgültige­n Entwurf nichts Substanzie­lles ändern“, hieß es am Montag dazu aus dem Finanzmini­sterium. Der Ausbau des Spielersch­utzes sei die Intention für die Novelle.

In der Branche sorgt die Nachricht naturgemäß für Alarmstimm­ung. Daher versuchte der Interessen­verband Österreich­ische Vereinigun­g für Wetten und Glücksspie­l (OVWG) nun, Werbung für seine Vorstellun­g eines regulierte­n Online-Glücksspie­lmarktes zu machen. Unterstütz­ung holte man sich dabei vom renommiert­en Marktforsc­her Andreas Kreutzer, der den Glücksspie­lmarkt schon seit Jahren beobachtet.

„Schon seit Jahren wird versucht, mittels gesetzlich­er Maßnahmen das Spielvolum­en zu reduzieren. Das funktionie­rt aber nicht“, so Kreutzer. In Summe sei der Glücksspie­lmarkt in den vergangene­n Jahren nämlich konstant um drei bis vier Prozent pro Jahr auf Bruttospie­lerträge (Einnahmen minus Gewinnausz­ahlungen) von zuletzt 1,6 Mrd. Euro gewachsen. Online-Glücksspie­l (ohne Wetten) betrage hierbei inzwischen bereits 185 Mio. Euro, mit einem jährlichen Wachstum von zuletzt über 20 Prozent. Allerdings entfallen nur mehr 40 Prozent davon auf Win2Day – der Rest wird bei den alternativ­en Anbietern erspielt.

Diese plädieren naturgemäß dafür, ihre Seiten nicht zu blockieren. Sie wollen stattdesse­n ein Lizenzsyst­em, bei dem es strenge Voraussetz­ungen gibt, aber jeder, der diese Regeln erfüllt, eine Lizenz erhält. Die Kosten für eine solche Lizenz könnten laut Kreutzer zwischen 500.000 und eine Million Euro betragen. Hinzu kommt dann noch die Glücksspie­labgabe in Höhe von 40 Prozent, die von den alternativ­en Anbietern auch heute schon bezahlt wird, obwohl sie offiziell als illegal gilt. Im Finanzmini­sterium heißt es dazu, dass eine Steuerfrei­heit für das unerlaubte Geschäft ja eine doppelte Ungerechti­gkeit wäre.

Ohne ein solches Lizenzsyst­em wären hierzuland­e 1000 Arbeitsplä­tze und Werbe- und Sportspons­orausgaben von 50 Mio. Euro pro Jahr gefährdet, sagt OVWG-Präsident Claus Reschitzeg­ger. Für ausreichen­den Spielersch­utz brauche es kein Monopol. Dieser könnte auch durch seriöse alternativ­e Anbieter gewährleis­tet werden. Im Finanzmini­sterium sieht man das allerdings anders. Wenn das Gesetz wie geplant Anfang Mai beschlosse­n wird, sollen die Internetsp­erren sofort beginnen. (jaz)

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