Real oder egal? Heimo Zobernig in New York
Die Petzel Gallery zeigt das „chess painting“und „nework“.
Gleich an zwei Stationen kann man in New York derzeit auf Werke des Künstlers Heimo Zobernig stoßen. Dem Kärntner, der Österreich 2015 auf der Biennale vertrat, sind Ausstellungen an den Standorten der Petzel Gallery in Manhattan gewidmet. Eine davon, „chess painting“, war kürzlich noch im List Visual Arts Center des MIT bei Boston zu sehen, seit Jahresbeginn befindet sie sich in Petzels Zweigstelle im Stadtteil Chelsea.
Im Hauptraum hängen dort acht 2x2 Meter große, weiß grundierte Leinwandquadrate an den hohen Wänden. Diese sind bis auf halbe Höhe mit flächigschwarzem Karton tapeziert, wie man ihn als Hintergrund aus dem Fotostudio kennt. Mit den darüber angebrachten weißen Tafeln ergibt das ein Muster, das sich zwar am Schachbrett orientiert, aber sichtbar von ihm abweicht: Die Konturen der weiter oben hängenden Tafeln gehen teils nahtlos ins Weiß der jenseits des Kartons gelegenen Wandfarbe über.
Die Grenze zwischen Exponat und Galeriearchitektur wird auch in den beiden anderen Räumen aufgehoben: Dort hat Zobernig fünf hüfthohe, aus mobilen Bühnenelementen gefügte Podeste aufgestellt. Auf ihnen liegen lose drapierte Kunstfelldecken im Schachbrettmuster, die die Besucher wie ein ungemachtes Bett zum Platznehmen auffordern.
Setzt man sich, fällt der Blick zunächst auf leere Wände. Erst allmählich nimmt man dort Rechtecke des vom Oberlicht einfallenden Lichts, die quaderförmigen Kästen der Klimaanlage oder die hohen Durchgänge zwischen den Räumen wahr: Reminiszenzen an die schwarz-weiße Kacheloptik der Exponate im Hauptraum. Die ursprünglich für das MIT in Boston entworfene Installation wirft so die Frage auf, ob sich eine ortsgebundene Ausstellung einfach so in einem anderen Kontext wiederholen lässt.
Um Beliebigkeit geht es auch in „nework“, einer Serie von neun Gemälden in Petzels Räumen an der Upper East Side. In Anlehnung an Robert Indianas ikonischen LOVE-Schriftzug zeigen die 50x50 cm großen Acrylgemälde alle dieselben vier Buchstaben: R-E-A-L. Als serifenlose Schrift nehmen sie die gesamte Leinwand ein und unterteilen diese in vier gleich große Paneele. Zusammengesetzt hat Zobernig die Lettern aus einer fixen Anordnung verschiedenfarbiger geometrischer Formen. Alle Gemälde folgen dabei derselben Schablone, nur die Farbkombination unterscheidet sie. Die Lesart dieses Mosaiks überlässt Zobernig dem Betrachter. Schaut man genau hin, ergeben die Kreise und Rechtecke weitere, auf den Kopf gestellte Buchstaben. Aus dem weltversichernden R-E-A-L schält sich so am Ende wieder Beliebigkeit: E-G-A-L.