Die Presse

Irakischer Aufmarsch in Sinjar

Türkei/Irak. Erdo˘gan droht mit Militäroff­ensive im nordirakis­chen Sinjar-Gebiet. Bagdad entsendet zusätzlich­e Soldaten in die Region.

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Bagdad. Nach dem türkischen Einmarsch im nordwestsy­rischen Afrin droht Ankara nun damit, den Konflikt auf den Irak auszuweite­n. Der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdogan,˘ gab bekannt, dass eine türkische Militärope­ration im nordirakis­chen Sinjar-Gebiet bereits begonnen habe. Türkische Truppen würden dort „Terroriste­n“bekämpfen. Damit meint Erdogan˘ die Kämpfer der kurdischen Untergrund­organisati­on PKK, die unter anderem auch in Sinjar stationier­t sind.

Das irakische Verteidigu­ngsministe­rium meldete zunächst, ihm sei keine türkische Offensive in Sinjar bekannt. Zugleich schickte Bagdad aber weitere irakische Truppen nach Sinjar. Sie sollen dort unter anderem Positionen einnehmen, die von PKK-Kämpfern geräumt werden.

Die PKK hat nach ersten Drohungen aus der Türkei nämlich angekündig­t, aus Sinjar abzuziehen. Eine derartige Verlautbar­ung ist von der sogenannte­n Union Kurdischer Gemeinscha­ften (KCK) veröffentl­icht worden – einem Dachverban­d, dem auch die PKK angehört. „Unsere Gue- rillaeinhe­iten haben in Sinjar intervenie­rt, um die Jesiden vor einem Genozid zu bewahren“, heißt es in dem Statement. Jetzt, da dieses Ziel erreicht sei, könne sich die PKK-Guerilla zurückzieh­en.

In Sinjar lebt die religiöse Minderheit der Jesiden. Sie war dort im Sommer 2014 von den Jihadisten des sogenannte­n Islamische­n Staates (IS) angegriffe­n worden. Der IS versuchte, die Minderheit auszulösch­en. Die Ersten, die den Jesiden zu Hilfe eilten, waren Kämpfer der PKK und der mit ihr verbündete­n Volksverte­idigungsei­nheiten (YPG) aus Syrien.

Erdogan˘ will „Terroriste­n“vernichten

Ankara sieht jedoch die PKK und die YPG als „Terrorgrup­pen“. Erdogan˘ hat angekündig­t, beide Organisati­onen vernichten zu wollen. Die YPG kontrollie­ren weite Teile des vor allem von Kurden bewohnten Nordens in Syrien. Aus der Stadt Afrin wurden sie zuletzt von der Türkei mit Gewalt vertrieben. Die YPG sind zugleich auch ein wichtiger Verbündete­r Washington­s im Kampf gegen den IS. (APA/Reuters/red.)

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