Netanjahu gerät ins Visier der Ermittler
Der deutsche Außenminister besucht Israels Premier. Doch Netanjahu plagen Korruptionsvorwürfe.
Als „großes Geschenk“bezeichnete Deutschlands neuer Außenminister, Heiko Maas, die Freundschaft, „die wir heute mit Israel genießen“. Im Verlauf seines Besuchs am Montag und Dienstag in Jerusalem machte er sich stark gegen den Antisemitismus, zeigte Verständnis für die Sicherheitsbedürfnisse Israels. Nur beim Atomvertrag mit dem Iran trat er auf die Bremse. Die Wiener Nuklearvereinbarung, so hielt er fest, „kann dazu beitragen, dass der Iran nicht in den Besitz nuklearer Waffen kommt“.
Premier Benjamin Netanjahu hatte indessen ganz andere Sorgen. Zum ersten Mal musste sich sein Sohn Jair dem polizeilichen Verhör stellen. Auch seine Frau, Sara, soll von Absprachen mit dem Nachrichtenportal Walla gewusst haben. Nir Hefetz, langjähriger Medienberater Netanjahus und Kronzeuge bei den Korruptionsermittlungen, will Beweise haben, dass Netanjahu in seiner früheren Funktion als Kommunikationsminister die Internetseite im Gegenzug für eine positivere Berichterstattung über seine Familie begünstigt habe. Netanjahu wies sämtliche Vorwürfe gegen ihn als „absurd“zurück. Doch die Schlinge in der Korruptionsaffäre zieht sich immer enger um ihn zusammen.
Für Netanjahu, dessen Beziehungen zum früheren Außenminister Sigmar Gabriel am Ende zwar korrekt waren, aber doch kühl blieben, war die Maas–Visite die einzige gute Nachricht des Tages. Im Vorjahr waren die gemeinsamen Regierungskonsultationen Israels mit Berlin sogar wegen der Differenzen in der Siedlungspolitik geplatzt. (kna)