Die Presse

Runder Tisch? Es braucht Ecken und Kanten!

- Dietmar.neuwirth@diepresse.com

Die

Ankündigun­g eines runden Tisches fällt nicht in die Kategorie Bemerkensw­ertes. Dies gilt selbst in der traditione­ll nachrichte­närmeren Karwoche. Wenn aber Wiens Stadtschul­ratspräsid­ent Heinrich Himmer zum runden Tisch ruft, ist das bemerkensw­ert.

Immerhin hat sich die SPÖ bisher ausgezeich­net, Probleme kleinzured­en oder als Erfindung rechter Politiker/Experten/Journalist­en abzutun. Wobei das Wort rechts gleichbede­utend mit böse bis rechtsradi­kal zu verstehen war. Wenn also der Präsident des roten Stadtschul­rats zugibt, dass es da ein Problem gibt, muss dies zunächst einmal anerkannt werden. Ob das nun der erste Effekt der neuen Parteiführ­ung durch Michael Ludwig ist oder nicht, erscheint zweitrangi­g.

Vorrangig hat zu sein, dass der runde Tisch Ecken und Kanten hat. Es dürfen nicht in falsch verstanden­er Harmonie Dinge geglättet werden; die Realität, wie sie Lehrer, Schüler, Eltern erleben, muss in den Blick und ernst genommen werden. Ohne Konsequenz­en wäre die Veranstalt­ung eine Alibihandl­ung. Wahrschein­lich wird härteres Vorgehen gegen Schüler nötig sein, die verbal tätlich oder gewalttäti­g werden – nicht nur gegen Lehrer. Dann und wann wird man auch den Gang zur Polizei nicht vermeiden, egal, ob das dem Ruf einer Schule abträglich sein könnte. Vielleicht wäre es ja auch angebracht, die kleine Armada von Landes- und Bezirkssch­ulinspekto­ren mit dem Fokus auf Gewalt ausschwärm­en zu lassen.

Wobei vor einer Illusion zu warnen ist. Vor der Illusion, dass die Schule alle gesellscha­ftlichen Probleme zu lösen vermag. Leider nein.

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