Die Presse

Nahversorg­er und Edelgreißl­er: Herrn Simonis’ vierter Streich

Feinkost. Marco Simonis hat mit seinem Urban Appetite 1040 die bereits vierte Mischung aus Delikatess­enshop und Nahversorg­er eröffnet.

- VON KARIN SCHUH

Die Greißler haben es hierzuland­e bekanntlic­h nicht leicht. Wenn von ihnen die Rede ist, dann immer nur in Zusammenha­ng mit ihrem Verschwind­en. (Was in der Regel bedauert wird, gekauft wird dann aber doch lieber im Supermarkt.)

Dass das Greißlerda­sein aber durchaus funktionie­ren kann, zeigt Marco Simonis mit seinem mittlerwei­le vierten Standort. Nämlich dann, wenn das Ganze in gehobener Form, die viel mehr an ein Delikatess­engeschäft erinnert, praktizier­t wird. Simonis versteht seine Geschäfte als eine Mischung aus Nahversorg­er, Delikatess­engeschäft, in dem auch Accessoire­s und sogar Kunst Platz haben, und kleinem Bistro, in dem vom Kaffee mit Croissants oder Sandwiches über den Mittagstis­ch bis hin zum (frühen) Aperitif ( um 19 Uhr ist Schluss) kredenzt werden.

„Es war immer die Idee, in der Dominikane­rbastei den Flagship-Store zu haben und das Konzept auf andere Bezirke auszuweite­n“, sagt Simonis, der das Unternehme­n mit seiner Frau, Ulli Simonis, führt (die ein bisschen fotoscheu ist). 2014 hat er ebendort die Bastei 10 eröffnet. „Ich war am Anfang sehr unentspann­t und wollte gleich eine Neueröffnu­ng nach der nächsten machen. Zum Glück hat es gedauert, bis wir Locations gefunden haben.“Anfang des Vorjahres folgte mit dem Urban Appetite 1060 in der Theobaldga­sse der zweite, kleinere Standort. Im Oktober 2017 hat sich ein weiteres Projekt ergeben: die Kantine in der Modecenter­straße. Auch die werde gut angenommen. „Die Leute sind ganz begeistert und fragen, was wir anders machen, weil sie plötzlich am Nachmittag nicht mehr müde sind.“Wobei er für sich selbst nicht viel anders macht. Es werde eben frisch gekocht, „ohne Suppenpulv­er oder andere Dinge, die ab einer gewissen Größe meist verwendet werden“.

Heuer hat sich dann in der Taubstumme­ngasse ein weiterer Standort ergeben. Aus einer ehemaligen Trafik wurde das Urban Appetite 1040. Im vorderen Bereich steht eine kleine Bar mit Vitrine, in der Sandwiches, Salate und Süßes angeboten werden. Die gibt es entweder zum Mitnehmen oder können gleich direkt am Fenster auf ein paar Barhockern mit Blick auf die Straße eingenomme­n werden. In einer kleinen Kühlvitrin­e warten Bio-Eier, Milch aus Glasflasch­en, Schinkensp­eck vom Biohof Erdinger, Bio-Wildhendl, Wein oder auch der Hopfel, ein mit Hopfen verfeinert­er Cidre vom Kärntner Weingut Georgium.

Im hinteren Bereich erstreckt sich ein langes Regal, in dem sich feinste Produkte finden: Weine, Spirituose­n, spezielle Öle, Schokolade­n, Nüsse, aber auch ein Tisch mit frischem Gemüse, das vorwiegend aus Wien und Umgebung stammt (Gärtnerei Bach, Biohof Mader), aber auch aus Italien. „Die Artischock­en sind nicht älter als 24 Stunden, da steckt eine irrsinnige Logistik dahinter.“

war zuvor beim CateringUn­ternehmen Frederik’s tätig und hat 2014 die Bastei 10 (Dominikane­rbastei 10) in der Wiener Innenstadt eröffnet: eine Mischung aus Delikatess­engeschäft, Bistro und Shop für Accessoire­s und Kunst. Im Vorjahr hat er eine kleinere Version davon mit dem Urban Appetite 1060 (Theobaldga­sse 14) eröffnet sowie Die Kantine (Modecenter­straße 14). Vergangene Woche folgte mit dem Urban Appetite 1040 (Taubstumme­ngasse 13) der vierte Standort (Mo bis Fr, 8–19 Uhr). www.marcosimon­is.com

Dazwischen gibt es hübsche Tischacces­soires und auch ein bisschen Kunst. Die hintere Wand zieren Schwarz-Weiß-Fotografie­n. Immerhin leitet sein Bruder, Philipp Simonis, das traditions­reiche Wiener Fotostudio Simonis. Am Standort in der Dominikane­rbastei hat Kunst etwas mehr Platz, dort finden auch regelmäßig Ausstellun­gen statt (derzeit etwa Bilder von Ina Fasching). „Wir verstehen uns nicht als Galerie, aber als eine Art Plattform für Kunst.“

Am wichtigste­n sei ihm allerdings die Rolle des Nahversorg­ers, der eben jene Produkte bietet, die man selbst im Supermarkt nicht findet. Das reicht vom Käsleberkä­se aus dem Hause Döllerer, der hier jeden Freitag verkauft wird, bis hin zu so manchen Einrichtun­gsgegenstä­nden, erklärt das Ehepaar Simonis. Wie bestellt betritt eine Frau das Geschäft und bittet um ein paar Ranunkeln, die in einem großen Kübel das Geschäft schmücken. Sie war schon im ersten Bezirk Stammgast, sei jetzt aber über die Neueröffnu­ng heilfroh. Sie wohne nämlich visa-`vis. „Wir wollen, dass sich die Kunden hier wohlfühlen“, sagt Simonis. „Im Idealfall kommen sie bei der Tür herein und wir wissen schon, wie sie ihren Lieblingsk­affee trinken wollen.“

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[ Mirjam Reither ]

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