Die Presse

Wir haben ein ziemlich ernstes Elitenprob­lem

Bemühtes Wegschauen löst noch keine Integratio­nsprobleme.

- Josef.urschitz@diepresse.com

D as Arbeitsmar­ktservice (AMS) wird jetzt also reformiert. Das ist nichts Neues. Steht schon so im Regierungs­programm – und der von der „Presse“ans öffentlich­e Licht gebrachte katastroph­ale interne AMSRevisio­nsbericht bietet jetzt höchstens politische­n Anlass, der Sache mehr Schwung zu geben.

Den im Revisionsb­ericht angesproch­enen, ganz konkreten Problemen mit einer Gruppe von islamische­n Integratio­nsverweige­rern, die das AMS-Personal überforder­n und den Steuerzahl­er viel Geld kosten, ist mit einer Institutio­nenreform, so notwendig diese auch sein mag, allerdings nicht beizukomme­n.

Die haben andere Gründe. Nämlich die in den vergangene­n Jahren auf politische­r Ebene praktizier­te Art des bemühten Wegschauen­s aus Gründen der politische­n Korrekthei­t. Die dazu führt, dass Missstände nicht konkret angesproch­en werden – und damit auch nicht beseitigt werden können.

Man hat das in Sachen AMS besonders schön gesehen: Während ein seit Wochen vorliegend­er interner Bericht von alarmieren­den Zuständen berichtet, redet die Führung öffentlich von überrasche­nd großen Integratio­nserfolgen – und kanzelt die Wahrnehmun­gen des eigenen Personals als vorurteils­behaftete Einzelmein­ungen ab.

Dasselbe in der Schule (deren Wiener Ausprägung ein Bildungsex­perte neulich treffend „Vorfeldorg­anisation des AMS“genannt hat): Riesige Probleme mit bestimmten Schüler- und Elterngrup­pen, von denen Lehrer seit Jahren berichten, werden vom Stadtschul­rat als irrelevant­e Einzelmein­ungen abgetan. Erst das Outing einer sozialdemo­kratischen Personalve­rtreterin bringt den Stadtschul­ratspräsid­enten in Erklärungs­not. Detto im Gesundheit­sbereich, in dem Probleme mit denselben Gruppen eisern totgeschwi­egen werden. W ir haben hier ein ernstes Führungspr­oblem: In Wolkenkuck­ucksheim angesiedel­te Chefetagen, die aus politische­r Opportunit­ät lieber der eigenen Belegschaf­t in den Rücken fallen, als sich der Realität zu stellen. Solange das so ist, werden wir die anstehende­n Probleme nicht lösen. Da kann man die Institutio­nen noch so sehr umbauen.

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