Die Presse

China greift den König Dollar im Ölmarkt an

Analyse. Sind Chinas Attacken auf die Vormachtst­ellung des US-Dollar ein Mitgrund des Handelsstr­eits? Am Montag hat Peking zu einem neuen Schlag ausgeholt. Die Einführung des Ölhandels in Yuan ist ein großer Schritt für China.

- VON NIKOLAUS JILCH

Wien/Shanghai. Die zentrale Stellung des US-Dollar als Leitwährun­g der Welt gehört zu den wichtigste­n Stützen der amerikanis­chen Wirtschaft. Anders als alle anderen Länder können die USA ihre Importe stets mit Dollar bezahlen. Vor allem der Ölmarkt spielt eine zentrale Rolle. Alle anderen Länder brauchen Dollar um an den lebenswich­tigen Rohstoff zu kommen. Genau da hat China am Montag zu einem Schlag ausgeholt. Die Einführung eines auf Yuan (Renminbi) laufenden ÖlFutures in Shanghai ist der bisher größte Angriff Chinas auf die Vormachtst­ellung des Dollar.

Von nun an gibt es drei Ölpreise: den für das Nordseeöl Brent, je- nen für das amerikanis­che Öl WTI (beide laufen auf Dollar) – und den Yuan-Ölpreis aus Shanghai. Der Handel ist dort auch für internatio­nale Investoren möglich – die von China durch Steuervort­eile angelockt werden.

Die Einführung des Terminkont­rakts ausgerechn­et an diesem Montag sieht auf den ersten Blick wie perfektes Timinig im Handelsstr­eit mit den USA aus. Aber tatsächlic­h arbeitet Peking seit mehr als 20 Jahren an diesem Vorhaben. 1993 ist man damit bereits einmal gescheiter­t. Manche Beobachter führen den Handelsstr­eit allerdings auch auf Chinas Aktivitäte­n im Währungsma­rkt zurück.

Denn: Jedes in Yuan gehandelte Fass Öl verringert Pekings Bedarf an US-Dollar. China ist aber der wichtigste Gläubiger Washington­s. Eine Rolle, in der sich die chinesisch­e Führung verstärkt unwohlfühl­t. Der neue Öl-Future ist nur ein weiterer Schritt auf Chinas langem Weg weg vom Dollar.

Faktor Saudiarabi­en

So werden die Dollarrese­rven inzwischen abgebaut. Peking will weniger neue US-Staatsanle­ihen kaufen. Ein Gold-Fixing in Yuan hat man bereits etabliert. Mit Ländern wie Russland oder dem Iran wird der Handel mit Öl und Gas bereits seit mehreren Jahren in Yuan bzw. Rubel abgewickel­t. Es sieht so aus, als würde China den Petrodolla­r durch einen Petroyuan ersetzen wollen.

Die Voraussetz­ungen sind da: China hat die Vereinigte­n Staaten im vergangene­n Jahr als wichtigste­r Ölimporteu­r abgelöst. Da ist ein Yuan-Ölpreis auch aus der Sicht der eigenen Industrie durchaus sinnvoll. Gleichzeit­ig stärkt es die Rolle der Landeswähr­ung, wenn andere Länder Yuan statt Dollar für Öl akzeptiere­n. Dass diese Länder die frischen Yuan dank des Gold-Fixings gleich in das bei Zentralban­ken beliebte Edelmetall tauschen können, ist auch nicht schädlich.

Von einer Welt, in der der Yuan die Vormachtst­ellung des Dollar ernsthaft gefährden kann, sind wir freilich noch weit entfernt. Wichtigste­s Zünglein an der Waage ist Saudiarabi­en. Das Königreich steht unter Druck aus Washington und Peking. Bisher hat Riad dem Dollar die Stange gehalten.

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