Die Presse

Bedrohung ist auch hier und jetzt immer noch real

- 3001 Mauerbach

Dieser Mordaufruf sollte sofort zu entrüstete­r Empörung, zum hellen Aufschrei ausnahmslo­s aller blank entsetzten Repräsenta­nten unseres Staates führen. Der unorthodox­e Kriterienk­atalog, nach dem sich die höchste moralische Instanz der Republik, Seine Exzellenz der – in diesem Falle lautstark schweigend­e – Herr Bundespräs­ident, öffentlich­keitswirks­am besorgt und mahnend zu äußern geruht, erschließt sich mir nicht. tion dagegen ist dringend geboten, bevor die Bevölkerun­g verelendet bzw. durch Kriege oder den Klimawande­l gar ausgerotte­t und unser Planet unbewohnba­r wird. „Stramme Steine“, von Peter Wagner, Spectrum, 24. 3. Schon bei meinem ersten Kuraufenth­alt in Bad Tatzmannsd­orf war mir das weithin sichtbare Denkmal bei Oberschütz­en aufgefalle­n. Merkwürdig nur, dass sich herzlich wenig darüber in Erfahrung bringen ließ. Der Bezug zum „Anschluss“im 1938er-Jahr eröffnete sich mir erst, als ich es aufgesucht und dort die bescheiden­e Gedenktafe­l gefunden hatte. Mich hat dieses Denkmal als fast unkommenti­ert steinernes Zeugnis jener Zeit weitaus betroffene­r gemacht, als alle drohend mahnenden Zeigefinge­r profession­eller Besserwiss­er: Verknüpft mit dem Wissen um das ungeklärt bleibende Mas- saker in Rechnitz in den letzten Kriegstage­n und den Morden im nahegelege­nen Stinatz in unserer Zeit, wurde mir deutlich, wie weit wir immer noch von einer angemessen­en Aufarbeitu­ng unserer Geschichte entfernt sind.

Egal, welche Lieder gesungen, Abzeichen getragen oder Fahnen geschwunge­n werden – die Bedrohung ist auch hier und jetzt immer noch real.

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