Serbenpartei im Kosovo verlässt die Regierung
Streit zwischen Belgrad und Prishtina eskaliert.
Belgrad. Mit seinem Ingrimm über die „brutale Provokation“der ungeliebten Nachbarn hält Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vuciˇc´ nicht hinter dem Berg. Nur Tage, nachdem er sich in Brüssel mit Kosovo-Präsident Hashim Thaci¸ erneut eher pflichtschuldig im von der EU auferlegten Dialog zur „Normalisierung“der Beziehungen geübt hatte, erregt er sich über den „terroristischen Banditenstaat“. Der Grund: Eine schwer bewaffnete Sondereinheit der Kosovo-Polizei hatte Marko Djuric,´ den Chef von Serbiens Kosovo-Kanzlei, im serbisch besiedelten Nord-Mitrovica festgenommen, in die KosovoHauptstadt Prishtina gebracht und nach einigen Stunden nach Serbien abgeschoben.
Djuric´ habe sich illegal im Land aufgehalten, da er trotz Einreiseverbot zu einem Treffen mit Vertretern der Kosovo-Serben angereist sei, rechtfertigt der Kosovo die Verhaftung. Belgrad wiederum echauffiert sich über die grobe Behandlung Djurics,´ den Einsatz von Blendgranaten und vor allem über Prishtinas Machtdemonstration im serbisch besiedelten Nordkosovo: Dieser gilt trotz Kosovos 2008 erklärter Unabhängigkeit als von Belgrad kontrolliertes Territorium. Niemand solle glauben, er könne mit Waffengewalt im Nordkosovo „einfallen“, so Vuciˇc.´ Als Reaktion auf die Festnahme Djurics´ verkündete die von Belgrad kontrollierte Minderheitenpartei der Serbischen Liste, Kosovos Regierung zu verlassen.
„Ein Schritt rückwärts“
Manche Analysten sehen nun nicht nur die Fortsetzung des Nachbarschaftsdialogs, sondern auch die EU-Annäherung beider Staaten bedroht. Während die EU-Außenbeauftragte Frederica Mogherini sich am Dienstag zu einer außerplanmäßigen Reise nach Belgrad aufmachte, sprach der Belgrader US-Botschafter Kyle Scott besorgt von einem „großen Schritt rückwärts“.