Die Presse

Russische Behörde will Messengerd­ienst Telegram verbieten

Beliebter Anbieter will Nutzerdate­n nicht herausrück­en. Jetzt droht das Aus.

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Der Messengerd­ienst Telegram ist in Russland äußerst beliebt: Manche Gruppen funktionie­ren wie Medien bzw. Nachrichte­nagenturen und haben Zehntausen­de Abonnenten. Opposition­spolitiker wie Alexej Nawalny nutzen den vom russischen Internetun­ternehmer Pawel Durow (er hat auch das russische Facebook-Pendant VKontakte gegründet) entwickelt­en Dienst zum Informatio­nsaustausc­h mit ihren Anhängern. Sogar der Kreml bedient sich der verschlüss­elten Technologi­e, wie der Sprecher Wladimir Putins, Dmitrij Peskow, zugegeben hat.

Doch nun droht Telegram, das weltweit von mehr als 200 Millionen Nutzern im Monat genutzt wird, in Russland das Aus. Denn die Regulierun­gsbehörde für Telekommun­ikation, Roskomnads­or, will vor Gericht ein Verbot des Anbieters erwirken. Die Behörde reagierte damit auf die Weigerung von Telegram, Angaben zur Entschlüss­elung von Telegram-Nachrichte­n an den Inlandsgeh­eimdienst FSB zu liefern. Die Regulierun­gsbehörde hat dem Messengerd­ienst am 20. März dazu zwei Wochen Zeit gegeben – doch Durow will nicht einlenken.

Gemäß den Antiterror­gesetzen von 2016 müssen seit Jahresbegi­nn alle Daten russischer Telekommun­ikationsnu­tzer gespeicher­t werden. Unternehme­n müssen dem FSB bei Bedarf Daten über die Interaktio­nen zur Verfügung stellen. Beobachter erwarten einen längeren Rechtsstre­it. (som)

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