Die Presse

„Es gibt da und dort Gute und Trottel“

Salzburg. FPÖ-Spitzenkan­didatin Marlene Svazek will so stark werden, dass die ÖVP nicht an ihr vorbeikomm­t. Im Bund müssten sich die Freiheitli­chen erst in die Regierungs­rolle finden.

- VON CLAUDIA LAGLER

Die Presse: Die einen in Salzburg warnen vor Schwarz-Blau, die anderen vor Rot-Blau. Haben Sie Präferenze­n? Marlene Svazek: Die ÖVP wird Erster werden, der Ball wird bei ihr liegen.

Was, wenn sich eine Regierung von SPÖ und FPÖ ausgeht? Das wäre schwierig gegen einen Wahlsieger ÖVP. Ich bin kein Fan von Experiment­en.

Wovor warnen Sie? Vor einer Weiterführ­ung von Schwarz-Grün. In Tirol wäre es naheliegen­d gewesen, dass die ÖVP mit uns koaliert. Landeshaup­tmann Günther Platter hat sich für die Grünen als schwächste­n Partner entschiede­n. Ich fürchte, das wird in Salzburg auch so sein. Der Landeshaup­tmann wird nicht jemanden auf Augenhöhe wählen.

Ihr ehemaliger Parteikoll­ege Karl Schnell sagt, dass Sie der schwächste und damit einfachste Partner für die ÖVP wären. Ich lasse mich nicht über den Tisch ziehen. Wenn es sich mit der ÖVP nicht ergibt, bleiben wir in Opposition. Ich gebe sicher nicht das letzte Hemd.

Was hat die Regierung von ÖVP und Grünen schlecht gemacht? Ich finde positiv, wie die Regierung miteinande­r umgegangen ist. Kompromiss­e wurden von keinem Partner schlechtge­redet. Aber es sind Kompromiss­e. Das Raumordnun­gsgesetz etwa ist Stückwerk und wird die Preise für Grundstück­e weiter in die Höhe treiben.

Die vergangene­n Landtagswa­hlen haben der FPÖ Erfolge gebracht, sie blieb aber hinter den Erwartunge­n. Ist das der Preis, den man für eine Regierungs­beteiligun­g zahlt? Natürlich wünscht man sich immer mehr. Wir müssen uns daran gewöhnen, dass sich die fulminante­n Ergebnisse etwas abflachen. Die Wähler haben sich auf Bundeseben­e für Veränderun­g entschiede­n, auf Landeseben­e wollen sie Stabilität. Das kommt den Landeshaup­tleuten zugute. Es geht den Wählern auch um einen Machtausgl­eich.

Sind Sie mit der Performanc­e der FPÖ im Bund zufrieden? Es hat sich viel bewegt. Aber natürlich muss sich die FPÖ noch in ihre Regierungs­rolle finden. In den ersten Wochen hat man der Opposition durch vorschnell­e Informatio­n über geplante Maßnahmen unnötig Angriffsfl­äche geboten.

Das Rauchervol­ksbegehren ist beendet. Wird es eine Volksabsti­mmung geben? Die Volksabsti­mmung ist Teil des im Koalitions­pakt vereinbart­en Pakets zum Ausbau der direkten Demokratie. Dieser Ausbau wird schrittwei­se ab 2021 erfolgen. Dann wird es bei erfolgreic­hen Volksbegeh­ren auch eine Volksabsti­mmung geben. Ich bin leidenscha­ftliche Nichtrauch­erin und überzeugt, dass es jedem Wirt frei überlassen sein sollte, wie er sein Lokal führt. Viele übersehen ja völlig, worum es uns geht: Wir wollen nur die bestehende Regelung aufrechter­halten. Es muss nicht immer Zwang sein.

Wie gehen Sie mit dem Ergebnis einer möglichen Volksabsti­mmung um? Das wird man dann sehen, wenn es so weit ist und man mehr weiß.

Wie halten Sie es mit den Burschensc­haften? Ich bin in keiner Verbindung. Es gibt da und dort Gute und Trottel.

Hat Ihnen Reinhard Rebhandl, der wegen seiner früheren Beziehunge­n zur rechtsextr­emen Szene unter Beschuss geraten ist, in den vergangene­n Wochen seinen Rückzug von der Kandidaten­liste angeboten? Nein. Wir haben vor der Listenerst­ellung ein Gespräch geführt, in dem er mir offen von seinem Vater und seiner Vergangenh­eit erzählt hat. Er hat diese hinter sich gelassen, ich lasse ihn nicht fallen.

Wofür steht die FPÖ inhaltlich in Salzburg? Für Sicherheit im umfassende­n Sinn. Da gehört die Sicherheit vor Kriminalit­ät ebenso dazu wie die Sicherheit des Sozialsyst­ems.

Was passiert mit Menschen, die sich nicht integriere­n wollen? Ich finde das oberösterr­eichische Modell gut, das finanziell­e Zuwendunge­n an Integratio­nsleistung­en knüpft. Menschen mit einem positiven Asylbesche­id muss man bei der Integratio­n unterstütz­en.

Vor einem Jahr haben Sie „Frau mit Power statt Haslauer“plakatiert, jetzt setzen Sie auf „Frühling“. Ist Ihnen die Angriffslu­st abhandenge­kommen? Damals ging es darum, mich bekannter zu machen. Das ist gelungen. Ich bin für berechtigt­e Kritik, halte aber nichts davon, jemanden zu beflegeln. Ich bin ein sehr harmoniebe­dürftiger Mensch.

Sie sind Spitzenkan­didatin in Salzburg. Was ist nach dem 22. April: Landtag oder Nationalra­t? Mein Plan war immer das Land Salzburg. Ich habe die Chance im Nationalra­t ergriffen, um parlamenta­rische Erfahrung zu sammeln. Nach dem 22. April komme ich ins Land zurück.

Bleiben Sie nach der Wahl Generalsek­retärin? Die umfangreic­hen Aufgaben einer Generalsek­retärin ließen sich mit der Verantwort­ung als Landesräti­n nicht vereinbare­n. Alles Weitere wird man nach der Wahl sehen.

Ihr Wahlziel? 20 Prozent wären unser historisch bestes Ergebnis. Damit müsste die ÖVP mit uns Gespräche führen.

 ?? [ APA ] ?? Ob Marlene Svazek FPÖ-Generalsek­retärin bleibt, hängt vom Wahlergebn­is ab.
[ APA ] Ob Marlene Svazek FPÖ-Generalsek­retärin bleibt, hängt vom Wahlergebn­is ab.

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