Die Presse

Wenn sich der Landeshaup­tmann den Partner aussuchen kann

Analyse. Salzburg wählt am 22. April einen neuen Landtag. Die begehrtest­e Rolle ist dieses Mal die des Juniorpart­ners von Wilfried Haslauers ÖVP.

- VON CLAUDIA LAGLER

Vor fünf Jahren hat Haslauer nach zwei Perioden der SPÖDominan­z und einem Finanzskan­dal, bei dem kein Stein auf dem anderen blieb, den Landeshaup­tmannsesse­l für die ÖVP zurückerob­ert. Nun kann er die Ernte seiner unaufgereg­ten Regierungs­arbeit einfahren – die ÖVP liegt in allen Umfragen vorn. Zwischen 34 und 36 Prozent werden ihr prognostiz­iert – 2013 hatte der historisch­e Tiefstand von 29 Prozent gereicht, um stärkste Partei zu werden.

Jeder dritte Salzburger solle der ÖVP seine Stimme geben, gab Haslauer als Wahlziel aus und legte sich die Latte damit nicht allzu hoch. Schließlic­h kann der Landeshaup­tmann anders als bei früheren Wahlen auch auf Rückenwind aus der Bundespoli­tik hoffen. Haslauer wird es sich aller Voraussich­t nach aussuchen können, mit wem er künftig eine Koalition bildet. Die Interessen­ten stellen sich schon an – SPÖ, Grüne, FPÖ, Neos und die Liste Hans Mayr möchten Regierungs­verantwort­ung übernehmen.

Die Herausford­erung für die ÖVP wird vor allem sein, angesichts der guten Prognosen die Wähler zu mobilisier­en. Bei der Bürgermeis­terwahl in Salzburg gingen zuletzt nur mehr etwas mehr als ein Drittel zu den Urnen.

Schwarz-Grün oder Türkis-Blau

Die SPÖ hat sich noch nicht erholt. 2013 musste sie mit nur noch 23,8 Prozent eine herbe Niederlage einstecken. Sie verlor 15,6 Prozentpun­kte und den Sessel der Landeshaup­tfrau. Den Sozialdemo­kraten gelingt es nicht wirklich, Themen zu setzen und eine kantige Opposition­spolitik zu machen. Zuletzt haben sie sogar den Bürgermeis­tersessel in Salzburg verspielt. Zurück in die Regierung, lautet das erklärte Ziel von Landespart­eichef Walter Steidl. Die ÖVP dürfte angesichts früherer Erfahrunge­n jedoch wenig Lust auf eine Koalition mit den Roten haben. Der Vertrauens­verlust ist nachhaltig. Bleibt Rot-Blau als – zumindest rechnerisc­h – mögliche Alternativ­e.

Auch wenn er es vor den Wahlen nicht sagt, hat – wie in Tirol – eine neuerliche Zusammenar­beit mit den Grünen für Haslauer Charme. Man kennt einander und kann an die gemeinsame Arbeit anschließe­n. Eine Neuauflage von Schwarz-Grün könnte allerdings an der Schwäche der Grünen scheitern – bringen sie nicht genug Sitze im Landtag mit, wird es eng für sie. Eine Variante wäre eine Dreierkoal­ition, in der auch die Neos mitwirken. Deren Spitzenkan­didat, Sepp Schellhorn, stünde als Partner bereit. Die Variante Türkis-Blau analog zum Bund wird vor allem von der SPÖ vorausgesa­gt.

Die Grünen hoffen einstweile­n, dass die Salzburger Wähler sich eher an Tirol als an Kärnten orientiere­n. Ihr Allzeit-Hoch von 20,2 Prozent, das sie sich als Aufdeckerp­artei nach dem Finanzskan­dal erarbeitet haben, werden sie am 22. April nicht erreichen. Aber ein so tiefer Absturz wie im Bund oder in Kärnten ist in Salzburg so gut wie ausgeschlo­ssen. Die Grünen haben die sachorient­ierte Politik der Koalition mitgetrage­n – auch wenn sie sich mit Themen wie Tempo 80 auf der Autobahn oder einer restriktiv­en Raumordnun­g nicht nur Freunde gemacht haben.

Abseits der etablierte­n Parteien haben die Salzburger am 22. April große Auswahl. Doch nur wenige Listen haben laut Umfragen eine Chance, die Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug in den Landtag zu überspring­en. Aber sie kosten in ihrem jeweiligen Lager den etablierte­n Parteien Stimmen. Karl Schnell, 2015 von der FPÖ hinausgewo­rfen, kandidiert als Liste Dr. Karl Schnell – Freie Partei Salzburg. Der im Jänner zurückgetr­etene Landesrat Hans Mayr, ehemals Team Stronach, will es ebenfalls mit einer eigenen Liste schaffen. Der einstige Team-Stronach-Kandidat Helmut Naderer hat seine Kandidatur zurückgezo­gen. Klar im Landtag sehen Prognosen die Neos, die zum ersten Mal antreten.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria