Die Presse

Risken auf dem Weg zum Nulldefizi­t

Staatshaus­halt. Optimistis­che Prognosen und zu geringe Beachtung geplanter Steuerentl­astungen. Das Budget von Finanzmini­ster Löger enthält laut parlamenta­rischem Budgetdien­st einige Risken.

- SAMSTAG, 7. APRIL 2018 VON JAKOB ZIRM

Vor etwas mehr als zwei Wochen hatte Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) seinen ersten großen Auftritt: bei seiner Budgetrede anlässlich der Vorstellun­g des Doppelbudg­ets für 2018/19. Wie „Die Presse“mehrfach berichtet hat, soll der Bund demnach im kommenden Jahr erstmals seit 1954 mehr Geld einnehmen als ausgeben. Der Gesamtstaa­t (also Bund, Länder, Gemeinden und Sozialvers­icherungst­räger) soll zudem auch nach den strengeren Maastricht-Regeln ein Nulldefizi­t erzielen, das sich in der mittelfris­tigen Planung bis zum Jahr 2022 sogar zu einem Überschuss von 0,4 Prozent des BIPs auswachsen soll.

So lautet zumindest die Planung, die nun vom Budgetdien­st des Parlaments einer ersten genauen Prüfung unterzogen wurde. Der am Freitag vorgelegte Bericht zeigt dabei auf, dass es aufgrund der guten konjunktur­ellen Entwicklun­g zurzeit ein „vergleichs­weise günstiges Umfeld“für die heimische Budgetpoli­tik gibt, weshalb die angestrebt­e Konsolidie­rung durchaus schaffbar ist. Dennoch verbleibt nach wie vor eine Reihe von Risken auf dem Weg zu einem nachhaltig­en Nulldefizi­t.

Optimistis­che Prognose

Der größte Risikofakt­or ist dabei justament die weitere Entwicklun­g der allgemeine­n Wirtschaft­slage. So wird dem Budget eine Konjunktur­prognose des Wifo zu Grunde gelegt, die nach Ansicht des Budgetdien­stes „im oberen Prognosesp­ektrum“liegt und „insbesonde­re für 2018 ein hohes Wirtschaft­swachstum sowie eine stark sinkende Arbeitslos­enquote“ausweist. Konkret soll das reale Bruttoinla­ndsprodukt in den Jahren zwischen 2017 und 2022 demnach im Schnitt um 2,1 Prozent pro Jahr anwachsen. Deutlich stärker als in den fünf Jahren zuvor zwischen 2012 und 2017, in denen es nur ein Wachstum von 1,3 Prozent pro Jahr gab. Eine globale Konjunktur­abkühlung – etwa in Folge des Handelsstr­eits zwischen den USA und China – könnte diese optimistis­che Prognose zunichte machen.

Wie wichtig die Konjunktur für den Staat ist, zeigt ein Blick auf die prognostiz­ierten Steuereinn­ahmen. So soll das Lohnsteuer­aufkommen von 25,4 Mrd. Euro im Vorjahr bis 2019 auf 27,9 Mrd. ansteigen. Damit wäre der Wert von 2015 – also vor der jüngsten Steu- erreform – wieder übertroffe­n. Bis 2022 soll die Lohnsteuer mit 33,1 Mrd. Euro auch wieder die Mehrwertst­euer als wichtigste Einkunftqu­elle des Staates ablösen.

Allerdings hat die Bundesregi­erung für 2020 eine Steuerrefo­rm angekündig­t, mit der die Abgabenquo­te in Richtung 40 Prozent gesenkt werden soll. Dafür seien zwar Vorsorgen in Höhe von 1,35 und 2,2 Mrd. Euro getroffen worden, so der Budgetdien­st. „Zur Erreichung des gesetzten Zielwertes bei der Abgabenquo­te und dem Ausgleich der Kalten Progressio­n müsste das Volumen der Steuerrefo­rm jedoch deutlich größer ausfallen.“Soll heißen: Entweder die Abgabenquo­te wird nicht wie versproche­n gesenkt, oder die Staatseinn­ahmen fallen in frühen 2020er-Jahren geringer als jetzt prognostiz­iert aus.

Ähnlich die Situation bei der Körperscha­ftsteuer. Auch diese soll von 7,9 Mrd. Euro im Vorjahr bis 2022 auf 10,3 Mrd. Euro ansteigen. Grund ist erneut die gute Konjunktur. Allerdings hat die ÖVP im Wahlkampf eine deutliche KÖStSenkun­g versproche­n, die von der Wirtschaft zuletzt auch lautstark eingeforde­rt wurde. Ob die geplante Steigerung des Aufkommens nach einer Senkung des Steuersatz­es Realität wird, ist also fraglich.

Zu guter Letzt sorgen die bereits bekannten Punkte wie die mit 100 Mio. Euro wohl zu gering bemessenen Kosten für die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses oder die möglicherw­eise ausbleiben­de Einsparung von 114 Mio. Euro durch die Indexierun­g der Familienbe­ihilfe für Unsicherhe­it.

Viele Sondereffe­kte in 2019

Für das Jahr 2019 verweist der Budgetdien­st zudem auf die starke Wirkung von einmaligen Sondereffe­kten, die dem Bund helfen, (administra­tiv) die Budget-Nulllinie zu durchbrech­en. Diese Effekte gibt es zwar in jedem Jahr, 2019 fallen sie mit 1,5 Mrd. Euro allerdings besonders stark aus. So erzielt die Republik, wie berichtet, allein aus dem Hypo-Vergleich mit Bayern eine Zahlung von 826 Mio. Euro – also mehr als der Überschuss von 541,2 Mio. Euro ausmachen wird.

Weitere einmalige Zuflüsse wird es aus der Versteiger­ung der Mobilfunkl­izenzen oder der Erhöhung der Dividenden von Asfinag oder ÖBB geben. In die Maastricht-Berechnung fließen diese Zahlungen allerdings nur in geringen Maßen ein.

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Keine roten Zahlen mehr für Österreich? Die Planungen von Finanzmini­ster Hartwig Löger seien mit Unsicherhe­iten behaftet, so der Budgetdien­st des Parlaments.

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