Die Presse

Die Frösche, der Sumpf und die Krankenkas­sen

Die Finanzieru­ng des Gesundheit­ssystems zeigt ein inferiores Bild.

- Josef.urschitz@diepresse.com

E s gebe wegen „intranspar­enter Rechnungsk­reise“eine „unübersich­tliche Finanzarch­itektur“, die „die Steuerung der Finanzströ­me erschwert“. Der 2013 gestartete Versuch, diese Zustände zu beseitigen, habe leider „nicht gegriffen“: Ein Konzernlen­ker, der solches bescheinig­t bekäme, würde wohl „g’sund schau’ ma aus“seufzen – und sich dann schnell nach einem guten Unternehme­nsberater umschauen oder die Betriebsüb­ergabe an einen Insolvenzv­erwalter vorbereite­n.

Wir reden hier allerdings nicht von einem Unternehme­n. Sondern vom österreich­ischen Gesundheit­ssystem. Die oben zitierten Aussagen wurden in der Vorwoche von der Rechnungsh­of-Chefin im Rechnungsh­of-Ausschuss des Parlaments getätigt. Und sie haben, wie gewohnt, vorerst keine Konsequenz­en.

Dabei geht es um keine Kleinigkei­t: Die Gesundheit­sausgaben liegen in Österreich bei 38 Mrd. Euro, wovon 29 Mrd. auf Staat und Sozialvers­icherungen entfallen. Da kann eine „unübersich­tliche Finanzarch­itektur“schnell Milliarden­schaden anrichten. Was sie ja auch tut: In den vergangene­n Jahren haben österreich­ische Wirtschaft­sforscher und Experten der OECD Einsparung­spotenzial­e von zwei bis drei Milliarden Euro verortet – ohne dass sich die Versorgung dadurch verschlech­tern würde. U nd wo versickert dieses Geld? Na bei den üblichen Verdächtig­en: Der Rechnungsh­of sieht den Hauptgrund in der Kompetenzz­ersplitter­ung zwischen Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialvers­icherungen. Ein klassische­s Problem des heimischen Gamsbartfö­deralismus, wie wir es auch aus vielen anderen Bereichen kennen. Dieser Mix hat noch jede Gesundheit­sreform schon im Ansatz abgemurkst.

So geht das nicht: Wir brauchen eine möglichst rasche Zentralisi­erung des Spitalwese­ns. Dann wäre schon eine große Geldvernic­htungsquel­le beseitigt. Und eine schnelle Reduzierun­g der Kassen auf zwei, drei, maximal fünf Institute geschafft. Da schreien Landeskais­er, Sozialpart­ner und Kassenfunk­tionäre auf? Tja, die Frösche zu fragen, ob man den Sumpf trockenleg­en soll, ist nie eine gute Idee . . .

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