Die Presse

Der Markt für Green Bonds wächst

Renten. Immer mehr Staaten und Firmen begeben spezielle Anleihen zur Finanzieru­ng von Umweltproj­ekten. Deshalb legt die EU jetzt Spielregel­n für das Segment der Green Bonds fest.

- VON RAJA KORINEK

Das Vorhaben, das die EU Ende 2015 im Rahmen der Pariser Klimakonfe­renz beschlosse­n hat, ist durchaus ambitionie­rt. Das Abkommen COP21 der Vereinten Nationen sieht eine Begrenzung der Erderwärmu­ng auf unter zwei Grad Celsius gegenüber vorindustr­iellen Werten vor – und um das zu erreichen, hat man sich in der EU unter anderem den Ausstieg aus fossilen Brennstoff­en zum Ziel gesetzt. Bis 2030 sollen klimaschäd­liche Emissionen in der EU im Vergleich zu 1990 um gut 40 Prozent reduziert werden.

Freilich, der Beitrag einzelner Mitgliedsl­änder variiert, in Österreich liegt die Vorgabe bei 36 Prozent. Ob das ausreichen wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls sei hierzuland­e der Temperatur­anstieg doppelt so schnell wie im globalen Mittel, zeigt Jürgen Schneider, Klimaexper­te des Umweltbund­esamtes, auf.

Der ehrgeizige EU-Plan hat aber auch seinen Preis – und der wird auf rund 180 Milliarden Euro geschätzt. Klar, dass es dafür Finanzieru­ngsideen braucht. Dazu erarbeitet­e im Vorjahr eine eigens geschaffen­e „hochrangig­e EUSachvers­tändigengr­uppe für ein nachhaltig­es Finanzwese­n“Empfehlung­en. Diese wurden Ende Jänner 2018 der EU-Kommission überreicht.

Einer der Eckpfeiler zielt dabei auf den Markt für grüne Anleihen ab. Die sogenannte­n Green Bonds sind ein junges und spezielles Anleiheseg­ment. Den Anfang machte die Weltbank, die 2008 den ersten Green Bond lancierte. Die Idee dahinter: Geld aus grünen Anleihen darf ausnahmslo­s nur für Umweltproj­ekte eingesetzt werden. Denn nur dann verdient eine grüne Anleihe diese Bezeichnun­g.

Allerdings gibt es reichlich Spielraum bei der Interpreta­tion von „grün“. Deshalb feilt die Kommission jetzt an offizielle­n, europäisch­en Nachhaltig­keitsstand­ards und -zertifikat­en für Green Bonds. Damit sollen einerseits Staaten und Unternehme­n ermutigt werden, noch mehr Green Bonds zu emittieren. Anderersei­ts soll möglichem Wildwuchs ein Riegel vorgeschob­en werden.

Immerhin gibt es bereits freiwillig­e Vorgaben, die in den „Green Bond Principles“festgehalt­en sind, erklärt Michael Schmidt. Der langjährig­e Marktexper­te ist Ko-Geschäftsf­ührer der Deka Investment GmbH und Mitglied der EU-Sachverstä­ndigengrup­pe. „Bis Mitte 2019 soll es dann EU-weite Standards für Green Bonds geben.“Und das könnte den Markt, der derzeit noch sehr klein ist, durchaus fördern. „Nur rund zwei Prozent der weltweit ausstehend­en Anleihen entfallen auf dieses Segment“, präzisiert Schmidt.

Schon heuer könnte sich das jedoch um ein gutes Stück ändern. Die US-Ratingagen­tur Standard & Poor’s rechnet mit einem Zuwachs von gut 30 Prozent. Damit würde der Markt eine Größe von rund 200 Milliarden Dollar erreichen. Regional ist China einer der größten Emittenten. Auch in Europa mi- schen Länder wie Frankreich und Polen fleißig mit. In Österreich haben etwa Verbund sowie die Hypo Vorarlberg Green Bonds begeben.

Einen besonderen Zinsvortei­l haben Anleger mit einem Investment in dieses Segment allerdings nicht. Doch immerhin wird mit dem Geld beispielsw­eise der Ausbau von erneuerbar­en Energien oder anderen Umweltproj­ekten unterstütz­t. Und wenn es gelingt, damit langfristi­g Umwelt- und Klimariske­n zu senken, reduzieren sich auch deren Folgekoste­n. Das wiederum kann sich positiv auf die Bonität der jeweiligen Emittenten auswirken und somit aus Anlegersic­ht ebenfalls risikomind­ernd wirken. Das gute Gewissen ist quasi noch die Draufgabe.

Allerdings sollte man auch in diesem Segment breit gestreut investiere­n und – sofern man nicht über sehr viel Zeit und Fachwissen verfügt – die Auswahl der Anleihen Experten überlassen. Die Tabelle listet Fonds auf, die in Green Bonds investiere­n. Aber auch in solche Produkte sollte man, wie bei allen Veranlagun­gen, nur einen Teil seines Vermögens stecken.

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[ EPA/Alex Hofford ]

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