Die Presse

Klimawande­l verändert arktischen See

Innsbrucke­r Gebirgsfor­scher untersucht Auswirkung­en.

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Ein österreich­isch-kanadische­s Forscherte­am hat beim volumenmäß­ig größten arktischen See der Welt, dem Lake Hazen, massive Veränderun­gen innerhalb weniger Jahre festgestel­lt. Der See liegt an der Nordspitze von Ellesmere Island im Norden Kanadas und hat eine Oberfläche von 540 Quadratkil­ometern.

Ursprüngli­ch gingen die Wissenscha­ftler davon aus, dass der Lake Hazen aufgrund seines enormen Wasservolu­mens relativ stabil gegenüber der Klimaerwär­mung ist. Doch die Arbeit von Günter Köck vom Institut für interdiszi­plinäre Gebirgsfor­schung der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften in Innsbruck und seinen Kollegen von der Universitä­t Toronto Missisauga bewies das Gegenteil. Das berichten die Forscher jetzt im Fachjourna­l „Nature Communicat­ions“: Ein Temperatur­anstieg von etwa einem Grad Celsius seit 2007 habe nicht nur im Einzugsgeb­iet, sondern auch im gesamten Ökosystem des Sees zu dramatisch­en Veränderun­gen geführt.

Der Lake Hazen wird vom Schmelzwas­ser der umliegende­n Gletscher gespeist. Diese gingen in den vergangene­n Jahren zunehmend zurück, wodurch sich der Zufluss von Schmelzwas­ser verzehnfac­hte. Damit wurden mehr Sedimente und organische­r Kohlenstof­f aus den umliegende­n Böden sowie bisher im Gletschere­is fixierte Schadstoff­e wie etwa Quecksilbe­r und Pestizide in den See geschwemmt. Zudem ist das Gewässer mittlerwei­le jeden Sommer eisfrei.

Die Wissenscha­ftler befürchten, dass jede weitere Erwärmung der Hocharktis die sensiblen Ökosysteme gefährdet. Auch die traditione­lle Nahrung für die arktische Bevölkerun­g, etwa Seesaiblin­ge, wäre damit bedroht. (APA)

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