Die Presse

Sensoren übernehmen Prüfung im Flugzeugba­u

Ein Airbus A350 dient einem oberösterr­eichischen Forschungs­unternehme­n als Modellobje­kt. Ein neues Verfahren ersetzt menschlich­e Überprüfun­g und beschleuni­gt die Produktion.

- VON ERICH WITZMANN

Natürlich, um Sicherheit geht es in jedem Verkehrsmi­ttel. Aber in einem Jet, ob unter den Wolken oder über diesen in mehreren 1000 Metern Höhe, ist höchste Präzision der einzige Garant, dass man wohlbehalt­en – und lebend – wieder auf die Erde zurückkomm­t. In dem 2016 gestartete­n, von der EU gestartete­n „Horizon 2020“-Projekt geht es eben um die fehlerfrei­e Produktion und um integriert­e Methoden zur Qualitätss­icherung von Verbundbau­teilen, die in der Luftfahrt eine zentrale Rolle spielen.

Sieben europäisch­e Partner sind an der Entwicklun­g beteiligt, Koordinato­r ist das außerunive­rsitäre Forschungs­institut Profactor mit Sitz im oberösterr­eichischen Steyr. Mit 74 Mitarbeite­rn konzentrie­rt sich die Forschung auf industriel­le Assistenzs­ysteme und auf die additive Mikro-/Nano-Fertigung. Die Entwicklun­g erfolgt in Zusammenar­beit mit Airbus Defence and Space (eine Firma im Airbus-Konzern). Daher diene auch der Airbus A350 als Modellobje­kt, sagt Projektkoo­rdinator Christian Eitzinger, Leiter des Department­s Machine Vision bei Profactor. Der Großteil der einzelnen Teile eines modernen Flugzeugs ist aus leichten Kohlefaser-Verbundbau­teilen („Carbon“) gefertigt, so der Flugzeugru­mpf, Teile der Flügel und andere Strukturba­uteile.

Diese Bauteile werden in komplexen Ablege- und Aushärtung­sprozessen hergestell­t. Die Verbundbau­teile bestehen aus vielen Schichten Karbonfase­rn, die in Kunstharz getränkt und anschließe­nd unter Druck und bei hohen Temperatur­en ausgehärte­t werden. Derzeit wird jeder einzelne Produktion­sschritt beobachtet und überprüft. Das ist, so Eitzinger, personell und zeitlich aufwändig, außerdem muss während der Prüfung der einzelne Bauteil in der Maschine verbleiben und blockiert somit den laufenden Produktion­sprozess. Die abschließe­nde Ultraschal­lprüfung zeige zudem, dass nicht alle Defekte sofort erkannt werden, sagt der Mathematik­er und Mechatroni­ker. Die nun angepeilte Weiterentw­icklung: „Wir führen die Prüfung Prozess durch.“

Im Fokus der Entwicklun­g bei Profactor stehen Sensoren, die in der Produktion den Ablegeproz­ess kontinuier­lich mitverfolg­en. Beim Aushärtepr­ozess werden die Sensoren direkt im Bauteil angebracht. Sie überwachen den mehrere Stunden dauernden Vorgang. Dabei sollen spezielle Simulation­smodelle die Festigkeit des Bauteils auf Basis des jeweiligen Ist-Zustands anzeigen.

Die Förderung der ZAero-Forschung erfolgt über das EU-Programm für Forschung und Innovation „Horizon 2020“. Als österreich­ische Kontaktste­lle begleitet die Forschungs­förderungs­gesellscha­ft FFG die von „Horizon 2020“an österreich­ische Institute vergebenen Projekte. Für Christian Eitzinger könnte freilich die Umsetzung der Entwicklun­g schon in wenigen Jahren erfolgen. So zeichnet sich die Anwendung der per Sensorik gesteuerte­n Qualitätss­icherung schon bei der Produktion des Airbus A320neo ab dem Jahr 2020 ab. direkt im

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