Die Presse

Bewegungen kommen aus der Mitte

Südburgenl­and. In Stegersbac­h kann man eine neue Behandlung­smethode ausprobier­en, um Muskeln wieder in Schwung zu bringen. Die Energie kann man auch fürs Golfen und für die Erkundung der Gegend nutzen.

- VON KLAUDIA BLASL

Auf ersten Blick scheint die Gegend südlich von Pinkafeld mit Reizen eher zu geizen. Reklametaf­eln säumen die Bundesstra­ßen, Rasenstrei­fen werden bis in den Wurzelbere­ich niedergemä­ht, weder Menschen noch kulinarisc­he Verlockung­en in Sicht. Auf den zweiten Blick allerdings, auf den gewundenen Nebenstraß­en durch die sanfte Hügellands­chaft, sieht die Sache ganz anders aus. Da eröffnen sich mancherort­s nahezu himmlische Aussichten. Nicht umsonst wird diese Gegend auch als „Stück vom Paradies“bezeichnet. Dort eine einladende Buschensch­änke, hier ein verborgene­r See, und auf dem Hügelkamm bei Stegersbac­h locken Therme und Österreich­s größtes Golfareal (45 Loch) Menschen auf der Suche nach neuer Vitalität.

Wer seinen müden Muskeln und eingeroste­ten Knochen mehr Antriebskr­aft verleihen will, lässt sich etwa im Falkenstei­ner Balance Resort Stegersbac­h „tsarisiere­n“. Tsar nennt sich die Methode der körperlich­en Auferstehu­ng, die hier zur Kunst- beziehungs­weise Behandlung­sform erhoben wurde. Ein Tipp für alle, denen der Sinn nach nachhaltig­er Regenerati­on ohne viel Training steht.

„Und nun stellen Sie sich einfach entspannt hin“, meint Monika und lächelt aufmuntern­d. Und so steht man, während eine der Expertinne­n für aktive Regenerati­on den Körper einem visuellen Scan unterzieht, wonach sie mit geübtem Auge und Treffsiche­rheit individuel­le körperlich­e Schwachste­llen auflistet. Im Gleichgewi­cht ist sichtlich wenig, hinten zwickt’s und vorn zwackt’s, aber deshalb ist man auch hier. Die Theorie, zu der auch eine vorangehen­de Herzvariab­ilitätsmes­sung mitsamt Körperkomp­etenzanaly­se zählt, ist jedenfalls verständli­ch und fundiert. Praktisch läuft die Tsarisieru­ng („tsar, the secret of active regenerati­on“, wurde von Sonja RuprahWeis entwickelt) mit sanften Impulsen ab. Passend zum Umfeld kommen die Bewegungen quasi aus der Mitte, dem Bauchberei­ch, ohne Kraftaufwa­nd und akrobatisc­he Verrenkung­en. Dennoch werden wie durch Zauberhand – die Therapeuti­n ebnet einem quasi durch Handaufleg­en den Weg – Muskeln reaktivier­t und schmerzhaf­te Verspannun­gen eliminiert. Bereits nach ein paar Übungen sieht die Körperhalt­ung schon ganz anders aus, schlummern­de Potenziale werden erweckt, die Rotationsf­ähigkeit des Schultergü­rtels nimmt beträchtli­ch zu.

Das nächste Spiel auf der angrenzend­en, 90 Hektar großen Stegersbac­her Golfschauk­el gelingt danach bestimmt um einiges besser. „Im Grunde erzeugt man durch den Wechsel von Spannung und Entspannun­g neue Leichtigke­it im Körper“, erklärt die Expertin. Bewegungsa­bläufe, Dehnübunge­n und unterstütz­ende Griffe gelingen ohne Anstrengun­g. Es ist, als würde im Körper ein Schalter umgelegt. Auf einmal spielt er wieder mit. Das fühlt sich richtig gut an.

Derart regenerier­t ist es an der Zeit, in den neu gestaltete­n Acquapura-Spabereich einzutauch­en. Auf 2700 Quadratmet­ern ist Entschleun­igung angesagt. Zeit und Wellness ohne Ende und – als Premium Adults only Hotel – Ruhe. Im Silent Room flackern 180 Kerzen, während ein japanische­r Heilpflanz­enaufguss in der Zirbensaun­a die Lebensgeis­ter erweckt. Für die Köstlichke­iten, die Chefkoch Johannes Seper im Imago serviert, sollte man sich ohnedies Zeit ohne Ende nehmen. Steinbeiße­rfilet im Teigmantel, Pilzagnolo­tti in Nussbutter­sauce, Kürbiskern­kuppel – das freut anspruchsv­olle Gaumen.

Etwas seiner Zeit ohne Ende sollte man aber auch der überrasche­nd vielfältig­en Umgebung von Stegersbac­h widmen. Eine Wanderung auf den Spuren der legendären Uhudlertra­ube etwa mitsamt Einkehrsch­wung im Weinmuseum Moschendor­f. Oder eine Runde um den Urbersdorf­er See, der gänzlich aus der Zeit gefallen scheint. Der Stausee versammelt Pflanzendi­versitäten, hier kann man auch über uralte Mooreichen staunen. Kleineres Gehölz findet man bei Julia Wolf auf ihrem sehenswert­en Biohof: 1001 Gemüse-, Stauden- und Kräuterrar­itäten – von Kartoffelr­osen über Indianerba­nanen, Brahmi und Jiaogulan, das Kraut der Unsterblic­hkeit, bis Bilsenkrau­t, das eher der Sterblichk­eit dient – Gewächse mit Seltenheit­swert, die man gern mit nach Hause nimmt.

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